vor dem nun doch der Christbaum in aller Lichterpracht aufglänzt! Sie holte tief, tief Atem: „Also doch! Trotz meines schlechten R.’s, trotz meines wilden krampfigen Spiels, trotz der älteren Rivalin, die alles so viel, viel besser versteht! Wer war er wohl? Ach, das ist einerlei! Es war eben einer! doch Einer! Nun kann ich doch zur Großmutter sagen: Viel Gutes haben die Braunschweiger nicht an mir gefunden, aber, Großmutter, Einer, Einer hat mich sehr geliebt.“
Sie lachte selig in sich hinein. „Wie wird sich die Großmutter freuen! Es war doch schon Einer! Ein Junger.“ Und dann, nur halb klar gedacht, nicht gesprochen: „Jugend versteht einander. Er wird auch manchmal a bisserl wild zuhaun, wilder als die älteren Kameraden; a bisserl wilder galoppieren, als er soll. Das gibt sich! Wir werden’s beide lernen! Wollen nicht verzagen, Steffi, nicht verzagen!“
Wie leicht ihr jetzt die heiße Arbeit von der Hand ging! Sie fand noch Zeit, eine Stunde zu schlafen, ehe sie auf den Bahnhof mußte, so schnell flog alles, nach dem Takt der tröstlichen, tröstlichen Worte, die auch noch durch ihren Traum fortgaukelten.
Durch ihren und durch den Traum des blutjungen Offiziers, der sie hinaufgerufen hatte und dann glühend und betäubt von Liebe und Glück und Nachtigallenschlag und Mondschein auf sein Bett gesunken war. Dicht neben ihm stand der Rosenstrauß,
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/090&oldid=- (Version vom 31.7.2018)