„Eine Weltgeschichtsstunde, ich sag dir, himmlisch!“
„Na siehst du wohl, na siehst du wohl!“ rief Frieda eifrig, „und Bücher schreibt er auch, zwei Bände ‚für die Jugend!‘ Du kannst wohl lachen, meine kleine Karo.“
„Ja, was hilft mir das,“ erwiderte Karoline niedergeschlagen, „was macht er sich aus mir?“
„Na wart man, er wird wohl bald ankommen,“ tröstete Frieda.
Karolinens blasses Gesicht hatte sich während dieses anregenden Gespräches gerötet und belebt.
„Du,“ sagte sie plötzlich mit ungewohnter Weichheit, die Hand mit der Nuß um ihre Freundin schlingend; „wie schade, daß er keinen Bruder hat.“
„Man nicht für mich!“ sprudelte Frieda heraus, und fügte mit einem langen komischen Seufzer hinzu:
„Nein, mein Karo, ich krieg nu keinen mehr ab, das hab ich aufgegeben ich werd ’n alte Jungfer mit so-o-n langen Strickbeutel und so-o-n dicken Mops!“ Und sie hüpfte auf dem Sofa auf und nieder, daß es krachte und alle Nüsse unter den Tisch rollten und zeigte fortwährend, wie lang der Strickbeutel, und wie dick der Mops sein sollte, bis Karoline scheltend und lachend ausrief: „Du hast ganz recht, so’n Gör kann sich gar nicht verheiraten,“ während sie die Nüsse wieder aufsammelte. –
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/121&oldid=- (Version vom 31.7.2018)