ihr einen harmlosen und doch reizenden Anstrich von Vertraulichkeit. Olbrich hatte es zum ersten Male gewagt, die beiden Damen aufzusuchen, und wer weiß, wie kurz der Besuch ausgefallen wäre ohne das ausgiebige und bewegliche Thema: „Thedche Bolzen“.
Als Karoline auf einen Augenblick das Zimmer verließ, flüsterte Olbrich verrtrauensselig: „Helfen Sie mir bei unsrer Freundin, Fräulein Frieda, darf ich mir Hoffnung machen?“
Frieda überflog mit einem Schelmenblick sein gespanntes Gesicht und die festliche, himmelblaue Krawatte.
„Leider ist Ihnen schon einer zuvorgekommen,“ erwiderte sie, die Augen niederschlagend. Da trat Karoline wieder ein. Olbrichs Gesicht war ganz verändert; das charaktervolle Kinn, das ihr so gut an ihm gefiel, tief in die himmelblaue Krawatte versenkt, die Züge von Betroffenheit überschattet, stand er da, den Hut in der Hand drehend.
„Sie wollen schon wieder gehen?“
„Ich muß – leider –“ sagte er, die Augen abwendend. „Ich habe soeben – eine recht – traurige Nachricht bekommen.“
„Eine traurige Nachricht? – hier?“ Karoline sah sich erschrocken im ganzen Zimmer um. „Weißt du etwas davon, Frieda?“ Aus Friedas Augen sprühte die Necklust.
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/131&oldid=- (Version vom 31.7.2018)