Der neue Maschinenmeister in der Druckerei hatte seinen ersten Arbeitstag hinter sich; er lieferte die Schlüssel im Kontor ab und machte sich als letzter der Arbeiter auf den Heimweg.
In der chemischen Fabrik nebenan stand noch die Tür offen; sonst sah es in dem trüben Novemberzwielicht öde und tot aus auf der langen Hammerbrookstraße. Die hohen grauen nüchternen Häuser, entweder Speicher oder Fabriken, blickten mit ihren geschlossenen dunklen Fenstern und Türen philisterhaft mürrisch vor sich hin; in den Kellerwirtschaften warf das Licht noch kaum einen Schein durch die herabgelassenen Vorhänge. Die ganze lange dämmerige Häuserzeile, an deren fernem Ende eben die Straßenlaternen wie zitternde rötliche Punkte aufzuglimmen begannen, hatte ein heuchlerisch friedfertiges, unanfechtbares Aussehen, als habe sie eine besondere Abneigung gegen Trunkenheit, Faustkämpfe, Zusammenrottungen und Messerstiche und könne sich nicht erinnern, jemals so roher und wilder Szenen Schauplatz
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/171&oldid=- (Version vom 31.7.2018)