unter dem Schirm, „und nich so ausseh wie’n alten Ehekrüppel, nich, Hein?“ – sie blinzelte ihm mit ihren großen Schelmenaugen zu und gab ihm, da er nicht antwortete, einen kleinen Stoß vor die Brust mit dem Zeigefinger. „Hätt’st lieber Sophie gehabt, oder die rote Male, was?“ flüsterte sie, den krausen, blonden Scheitel an seine Schulter legend.
Er drückte ihren Kopf mit dem freien Arm, aber seine Stirn war voll Falten.
„Nee, nee, dumm Tüg, Gesch! warum denkst du so wat?“
„Ach, ich mein man!“ Sie blickte verschämt mutwillig vor sich nieder. „Ich mein man, weil die keine Rose gekriegt hat,“ brach sie plötzlich lachend aus und sprang neckend ein paar Schritte von ihm weg.
Der Mann blieb stehen. Das Licht der Straßenlaterne fiel in sein Gesicht; es sah gequält und angstvoll aus. Er ballte die herabhängende Hand, starrte die Kleine an und murrte zwischen den Zähnen.
Da kam sie wie ein schnurrendes Kätzchen mit gesenktem Kopfe geschlichen, duckte sich unter den Schirm und wisperte: „Min ol’ Hein.“
Er sagte aber nichts, hielt auch die Hand steif und leblos, die ihre warme Rechte liebkosend umschloß.
„Na, willst gornix seggen,“ flüsterte sie in bittendem Ton.
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/188&oldid=- (Version vom 31.7.2018)