sie beschleunigte ihren Schritt; den Kopf hatte sie nicht gewandt.
Der Maschinist biß sich ärgerlich auf den Schnurrbart. „Die verfluchte kleine Hexe! Sie hat mich sehr wohl gehört, tut aber gar nicht dergleichen! Und doch kokett bis ins Schwarze ihrer blauen Augen. Haha! Natürlich steckt der Bursch dahinter, der lange gelbgraue Kerl, mit dem sie immer läuft! Es soll aber ein Ende haben!“
Er zog hastig einen Rock über sein Wollenkostüm, schloß ein Schubfach auf und nahm eine Anzahl Geldstücke heraus, die er, ohne sie zu zählen, in seine Hosentasche gleiten ließ.
„Soll wohl noch zahm werden, soll wohl noch parieren. Warum macht sie mir denn Fensterpromenaden?“
Er lachte zuversichtlich, während er an den Stöcken nach einer Blume suchte. Da er nichts Buntes mehr fand, steckte er endlich ein Lorbeerzweiglein ins Knopfloch. Dann betrachtete er noch einmal sein hübsches beutesüchtiges Gesicht im Spiegel, wobei er beständig seine trocknen Lippen mit der Zunge befeuchtete, und schoß mit den klappernden Schlittschuhen am Arm die vier Treppen hinunter, der Richtung nach, die er das Mädchen hatte einschlagen sehen.
Die scharfe Luft trieb ihm das Wasser in die Augen, sodaß er den Kneifer, den er Sonntags trug,
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/192&oldid=- (Version vom 31.7.2018)