in dem etwas erhöhten engen Verschlage, der für die Musiker bestimmt war, die augenblicklich im Freien spielten. Zudem waren sie halb versteckt durch die von der Decke niederhängenden roten Vorhänge, welche diesen Raum von dem großen schieden. Dorthin hatte Heinrich einen Tisch und zwei Stühle getragen; sie saßen nahe beisammen, warm vom genossenen Vergnügen und zufrieden, nicht in dem dichten Gedränge zu sein. Die jungen Männer in der Nähe, die sie in ihrem Verstecke sehen konnten, verwandten kein Auge von dem jungen, anmutigen Gesichte, das sich unter den fröstelnden oder gedunsenen übrigen wie ein frischer, eben reifer Pfirsich unter verrunzeltem oder aufgequollenem Backobst ausnahm. Sie trug das knappe blaue Kleid, das gelbliche Kopftuch am Arm, wie eine Dame, bewegte sich zierlich und lachte doch zu jedem Bissen, den sie in den Mund schob, und zu jedem Wort, das ihr Begleiter sagte. Sie schien übrigens zu wissen, daß ihr das Lachen gut stehe und den Widerschein davon auf seinem Gesichte zu suchen, das wohl auch jung, aber fahl und verblichen von ungesunder Arbeit wie ein Schatten neben ihr aussah. Doch hatte das Wohlbehagen des Augenblicks und das Wohlgefallen an ihr ihn weich und heiter gemacht, und er lächelte oft, wie er auf sie niedersah und das lange blonde Haar aus der Stirn und den Augen schüttelte. Wie er sich tief
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/195&oldid=- (Version vom 31.7.2018)