Finger in die Ohren und arbeitete sich durchs Gedränge hinaus.
Dabei fiel ihr ein, wie sie schon als Kind nichts ärger hatte schrecken können, als lautes Wortgezänk, und wie oft sie sich zitternd von ihrem Suppenteller weggeschlichen und unter die Bettstatt verkrochen, wenn Vater und Mutter sich böse Worte gaben. Mit gesenktem Kopf und klopfendem Herzen ging sie draußen zwischen den Schlittschuhläufern umher, wagte nicht, zu horchen, noch sich weiter zu entfernen, und drückte sich zuletzt an die Außenwand der Bude, die Hände gefaltet und die Augen voll unmutiger Tränen.
Auf einmal strich eine Hand heiß über die ihrige. Sie flog ein bißchen zusammen, zog die Hände unter ihr Tuch und senkte das runde Kinn noch tiefer.
„Bist du den Burschen endlich los, Gesa?“ fragte eine flüsternde Stimme; „sieh mich doch ’mal an, Kleine.“
Er hob keck das weinerliche, errötete Gesichtchen empor und streichelte ihre Wange.
Sie schüttelte den Kopf, tat aber sonst, als habe sie die Berührung gar nicht gefühlt.
„Welchen Burschen, Herr Jäck?“ fragte sie kläglich.
„Na, der eben drinnen mit dir aß und trank; ihr hattet euch ein hübsches Versteck ausgesucht!“
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/200&oldid=- (Version vom 31.7.2018)