„So, mußt du das?“ Es war ein spöttelnder Ton in den Worten und ein spöttisches Zucken um die Mundwinkel, während seine Blicke über das Mädchen hinfuhren, wie über ein sicheres Eigentum, und sein Arm sie fest an sich drückte.
„Ja, sieh, Gesa, das küsse ich dir auch nicht ab!“ Er bog ihren Kopf zu sich und ließ ihre Lippen nur los, um ihr Worte zuzuflüstern, die sie in eine Art Lähmung versetzten.
Als sie freikam, stieß sie einen erstickten Schrei aus; der Kutscher sah sich um: „Wohen?“
Der Maschinist richtete sich in die Höhe, um mit ihm zu sprechen; da raffte sie sich plötzlich auf, nahm ihre Kleider zusammen und flog wie ein Ball aus dem Schlitten hinaus auf einen Haufen zusammengefegten Schnees.
Sie war gleich wieder auf den Füßen und maß mit den Augen die Entfernung bis zu der großen Schenkbude; hinter ihr schrie und schalt der Maschinist. Sie lächelte und nickte zurück zu ihm, lief aber, so eilig sie auf dem glatten Boden vermochte, dem dichten Menschenknäuel zu. Aus der Tür der Wirtschaft stakte mit weiten Schritten und steifen Knieen Heinrich Klefecker, als wate er durch nassen Sand; das plumpe Weib, das auf ihn einredete und mit dem Finger auf Gesa wies, war die rote Male; höhnische Schadenfreude belebte die stumpfen Züge.
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/203&oldid=- (Version vom 31.7.2018)