nicht wohr. Un morgen wak ik op un gah na min Gesche, un se weet vun nix, un he geiht ut de Dör wie alle Dag mit sin verdammten Prückenkopp un sin gläserne Ogen un redt ehr to, se wör noch god nog för mi, wenn –“
Er sprang auf, ballte die Faust und lief mit dröhnenden Schritten auf und nieder. „Nee, nee! dat nich! Denn mut ick em noch mal dotslagen.“
Er sah sich nicht um, scheu und schreckhaft wie zuvor, obgleich er das Wort laut gesprochen hatte. Er schien wie befreit von aller Furcht. Er konnte sogar essen und trinken und sich dann in den Stuhl zurücklehnen, um ein bißchen zu schlafen, fest und traumlos wie ein glücklicher Mensch. Wohl lange Stunden.
Glockenschläge weckten ihn, Turmglocken; sie durchdröhnten ihn, als ob ein schwerer Hammer sie ihm auf den Kopf zähle.
Fünf Uhr! fünf Uhr! noch eine Stunde Leben.
Wer denn? Er? Nein, nicht er, – der Raubmörder hinter jener Wand.
„Wat geiht he mi an,“ flüsterte er mit zuckenden Lippen.
Er fühlte in die Tasche, zog halb bewußtlos einen kleinen Gegenstand hervor und drehte ihn im Licht der sterbenden Lampe. Ein flacher Knopf, braun, ein Faden daran und ein ganz kleiner Fetzen
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/231&oldid=- (Version vom 31.7.2018)