Abend sünd sie naß. Ich muß immer einen auf den Kammerbesenstiel und den annern auf den Leuwagenstiel stecken, daß sie man wieder trocknen. So ’n Ramenter is das! Er hat auch all ’n Scheibe eingeworfen bei die Nachbarn, mit ’n Schneeball, und eben is der Gläser dagewesen und hat ein wieder eingesetzt.“ Sie drohte dem Jungen und putzte ihm die widerstrebende rote Nase. Dann flüsterte sie: „Aber er bringt mir jeden Pfennig, den er schenkt kriegt, und das tun nicht alle Kinder in unse Klasse! die haben ja all manchmal Kniffe in ’n Kopf und denken: willst dir da Boltjes oder Stickbeeren für kaufen. Nee, das tut er nich, keinen Pfennig. Und er weiß auch all, daß fünf Pfennig mehr is als ein Pfennig und zwei Pfennig, und er is doch man noch klein, un sein Verstand is auch man noch klein; er is ja man erst fünf! Aber er is so ’n kleinen Dicken, nich?“ Sie drückte ihn tüchtig, aber er verzog keine Miene. „So ’n kleinen dicken Kopf und so’n kleine dicke Schultern so ’n Stämmigen is das, nich?“
Klefecker hatte bis dahin kein Wort zu erwidern brauchen, aber die Ungeduld lag ihm doch deutlich auf dem Gesicht, selbst für die unbefangene redelustige Frau.
„Geh hin, Guschen, gib Onkel Hein die Hand, die rechte, weißt woll, die beste“ – sie lächelte erwartungsvoll und stolz über das ganze spitze blasse
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/242&oldid=- (Version vom 31.7.2018)