Sie war endlich fort, – Klefecker hatte darauf bestanden, in eine Querstraße einzubiegen. Aber er wagte nicht, sich umzusehen, aus Furcht, sie käme zurück. Ein stechender, zehrender Schmerz, den er im ganzen Körper fühlte, obwohl er keinen festen Sitz hatte, gesellte sich zu der Angst vor Verfolgung. Die unheimliche schmutzige Bürde, die er trug, ward schwerer mit jedem Schritte.
„Weg! weg! wo mi Keiner kennt,“ dachte er wieder; aber dann sah er Gesa, die den Weg zu ihm suchte, und seine Füße bogen sich, umzukehren und ihr entgegenzugehen.
Nun stand er doch am Bahnhof, löste ein Billett vierter Klasse nach Cuxhaven und aß in der kalten fensterklirrenden Halle sein trocknes Brot; dann war es Zeit zum Einsteigen. In der stummen Gesellschaft von drei rauchenden Bauern, und in der lauten Gesellschaft des immer höher steigenden Sturmes und der immer näher heranbrüllenden See vergingen die Stunden wie ein dumpfer Traum. Es war drei Uhr, als der Schaffner; „Cuxhaven, alles aussteigen,“ in die Wagen hineinrief. Der Zug hielt am Hafen, und der Wind war so stark, daß er das bloße Verlassen der Wagen zu einer Kraftanstrengung für die Reisenden machte. Über Nacht war es noch ärger gewesen, – Ziegelscherben und zerbrochene Äste lagen auf dem Pflaster, und Sand und Seegras
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/245&oldid=- (Version vom 31.7.2018)