war an den Treppen und in den Winkeln zusammengewirbelt und aufgehäuft worden, um jeden Augenblick von neuem zerwühlt und in die Luft gestreut zu werden. Der Schornstein einer großen Fabrik war gegen Morgen heruntergestürzt und hatte fertige und halbfertige Kähne der anstoßenden Werft zerschlagen. Die Straße dort war gesperrt, und große Teile des Schlots lagen noch am Boden, während andre weggeräumt wurden. Klefecker sah zum ersten Male den öden Strand, den die wilde Nordsee bespült. Der Hafen erschien ihm klein gegen den in Hamburg, aber in den weißgeflügelten Segelschiffen zuckte der Sturm ganz anders und schien sie mit selbständigem Leben zu erfüllen, als wollten sie mit ihm in die Weite flattern. Und nun erst links hinaus, am Fuß des vogelumkreischten, knarrenden, bebenden Leuchtturms! War denn das Wasser? diese schwarzen undurchsichtigen Berge und Täler, die aufstiegen, als wollten sie das Land verschlucken und den Himmel einstoßen? Und nun ward ein Tal, wo eben ein Berg war, und nun ward das Tal wieder zum Berge. Es war schwer, darauf hinzusehen und das Gleichgewicht zu behalten; es war schwer, sich zu erinnern, daß der Boden fest stand. Hinter Vorsprüngen der Mauern und in den Türen standen die Leute aus der Stadt und klammerten sich fest mit einer Hand, um mit schwindelnden Augen
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/246&oldid=- (Version vom 31.7.2018)