durch das Glas hinauszusehen. Alle Stimmen waren verschlungen von der einen übergewaltigen; alle Blicke hatten ein Ziel, alle Seelen ein Interesse; auf allen Gesichtern lag die Nähe eines furchtbar lebendigen Ungeheuers, das nach Fraß brüllt. – Noch schwärzer als die dunklen Wellen stand das Bollwerk der „Alten Liebe“ da, wie das rostige Geripp eines Walfisches. Der Himmel wechselte wie das Meer; bald war er lichter, bald dunkler und voll jenes trüben gelben Rauches, den der nordische Meergott aus seiner Pfeife qualmt. Manchmal zerriß ein Kanonenschlag die Sturmorgelklänge, oder das Nebelhorn heulte seine ängstliche Warnung über die Wellen.
Der Flüchtling mußte sich an den Hausmauern zurückfühlen in die Straßen; Mädchen und Frauen gingen truppweise, um nicht über den Haufen geblasen zu werden, und warfen furchtsame Blicke nach den Dächern. Als ihn der Sturm mit einem Matrosen zufällig in eine Ecke zusammentrieb, faßte er sich ein Herz zu der Frage, ob heut ein Schiff auslaufe. Ja, aber nur eins, ein Kohlenschiff nach Hull; der Kapitän sei gerade in die Wirtschaft dort gegangen, den solle er nur fragen.
Klefeckers Gemüt flog auf wie ein Vogel. Er trat in das bezeichnete Speisehaus, das in diesem Augenblicke nur einen einzigen Gast beherbergte. Der Kapitän, ein untersetzter, fremd aussehender Mann, saß
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/247&oldid=- (Version vom 31.7.2018)