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euch Recht sprechen, wie es Deut. 1, 13 heisst: „Schaffet euch weise und verständige und einsichtsvolle Männer.“ Die Richter, sagte R. Berachja im Namen des R. Chanina, müssen sieben Eigenschaften besitzen, (die ersten drei stehen hier,) nämlich sie müssen weise, verständig und bekannt sein, die anderen vier stehen Ex. 18, 21: „Du aber ersiehe dir aus dem ganzen Volke tüchtige Männer, die Gott fürchten, wahrheitliebend und den Eigennutz hassend sind.“ Siehe, das sind die sieben Eigenschaften. Warum sind nicht gleich alle sieben (Eigenschaften) in einem Satze geschrieben? Wenn nicht alle sieben Eigenschaften (an ihnen) gefunden werden, sei mit vier zufrieden und wenn nicht vier gefunden werden, so begnüge dich mit drei, und wenn nicht drei gefunden werden, so begnüge dich mit einer Eigenschaft. So steht auch Prov. 31, 10: „Ein Biederweib, wer findet es?“[1] „Ich will sie setzen zu euern Häuptern,“ Deut. 1, 13. Es steht ואשמם‎ (ohne י) geschrieben. Nach R. Josua ben Levi sprach Mose zu ihnen (den Israeliten): Wenn ihr ihnen (den Richtern) nicht Folge leistet, so ladet ihr eine Schuld auf eure Häupter (אשמה תלוי בראשׁיכם‎). Womit ist die Sache zu vergleichen? Mit einer Schlange, deren Schwanz zum Kopfe sagte: Wie lange noch wirst du vorangehen, ich will einmal (an deiner Stelle sein und) vorangehen. Gut! sagte der Kopf, gehe voran. Er ging voran, stiess er an eine Cisterne mit Wasser, so warf er sie hinein, stiess er auf Feuer, so warf er sie hinein und stiess er auf Dornen, so warf er sie hinein. Was war Schuld daran? Weil der Kopf hinter dem Schwanze ging. So auch, wenn die Kleinen den Grossen folgen, so beschliessen (entscheiden) diese es vor Gott und er vollstreckt es; wenn aber die Grossen hinter den Kleinen einhergehen, so fallen sie auf ihr Gesicht. Oder R. Asarja sagte: Womit ist die Sache zu vergleichen? Mit einer Braut, welche unter dem Trauhimmel stand und ihre Hände waren berusst, reinigt sie dieselben an der Wand, so wird diese berusst und ihre Hände werden nicht rein, reinigt sie dieselben an einem geglätteten Stein (ψῆφος), so wird dieser berusst und ihre Hände werden nicht rein, reinigt sie dieselben aber an ihrem Haar, so wird dieses schön und ihre Hände werden rein. So auch, wenn die Israeliten ihren Grossen Folge leisten, und diese ihre Obliegenheiten nicht besorgen, da ist die Schuld an das Haupt der Grossen gehängt, wenn sie aber den Grossen nicht Folge leisten, dann ist die Schuld an sie selbst gehängt. R. Jizchak sagte: Wenn die Israeliten ihren Grossen Folge leisten, und diese nicht ihre Obliegenheiten besorgen, in dieser Stunde heisst es Jes. 3, 13; „Der Ewige kommt zu Gericht mit den Aeltesten seines Volkes und seiner Fürsten.“ Und das alles warum? Weil die Last der Gesammtheit (des Gemeinwesens) schwer zu tragen ist und ein Mensch allein nicht die Last der Gesammtheit zu tragen vermag.


  1. WS: Im Druck fehlt der Fußnotenanker, die Fußnote ist aber vorhanden. Sinn: Wo findest du ein solches Weib, welches alle diese Eigenschaften besitzt, wie sie das Capitel angiebt.
Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/014&oldid=- (Version vom 31.7.2018)