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sprachen: Es steht doch aber: „Wo ist ein so grosses Volk, dem Götter (אלהים) so nahe sind (קרובים אליו)? Darauf antwortete er ihnen: Heisst es denn: „Wie der Ewige, unser Gott, so oft wir zu ihnen (אלהים) rufen?“ es heisst doch: „so oft wir zu ihm (אליו) rufen.

[14] Oder: „Dem Gott so nahe ist.“ R. Jochanan sagte: Wenn die Dienstengel vor Gott erscheinen, um zu erfahren, wann das Neujahr, wann der Versöhnungstag sein soll, da antwortet Gott ihnen: Was fragt ihr mich? ich und ihr wollen bei dem Gerichtshofe unten anfragen, wie es hier heisst: Dem Gott so nahe ist, es heisst nicht: Dem eine Nation nahe ist (אשר לו אומה קריבה), sondern dem Gott (אלהים) nahe ist d. i. er und seine Familie. R. Jochanan sagte: Gott sprach: Ehe sie meine Nation geworden, waren es „Festtage des Ewigen“ (d. i. sie waren von Gott angeordnet), von jetzt ab und weiter aber sind es die, welche ihr nennt.

[15] Oder: „Dem Gott so nahe ist.“ Hat der Mensch einen reichen Verwandten, so bekennt er sich zu ihm,[QP 1] hat er aber einen armen, so verleugnet er ihn und spricht: er ist nicht mein Verwandter. Aber Gott verhält sich anders. Als die Israeliten in der aegyptischen Sclaverei sich befanden, sagte Gott: ich bin ihr Verwandter. Woher lässt sich das beweisen? Aus Ps. 148, 14: „Den Kindern Israels, dem Volke, das ihm verwandt (nahe) ist.“ Und wenn sein Verwandter arm ist, so macht er sich zur Haupt- und ihn zur Nebenperson. Was spricht er? Der und der ist mit mir verwandt. Gott aber macht Israel zur Hauptperson. Es heisst hier nicht: Der ein verwandtes Volk hat (אשׁר לו גרי קרוב), sondern dem Gott so nahe (ein Verwandter) ist (אשׁר לו אלהים קרובים אליו).

Oder: „Wo giebt es ein so grosses Volk?“ R. Chama bar Chanina sagte: Welche Nation hat ihr Gott gross gezogen wie diese? Gewöhnlich wenn eine Nation Krieg führen will, so weiss sie nicht, ob sie siegen wird oder nicht; die Israeliten aber halten sich des Sieges versichert, wie es heisst: „Wo giebt es ein so grosses Volk“ u. s. w.

[16] Oder R. Tanchuma erzählte: Ein Schiff war ganz mit Heiden besetzt und es befand sich nur ein Jude darauf, sie kamen an eine Insel (νησος) und die Reisegesellschaft sprach zu dem Juden: Nimm hier das Geld, gehe damit auf die Insel und hole uns von da irgend etwas. Ich bin hier fremd, gab er ihnen zur Antwort, ich kenne den Weg nicht (eig. ich weiss nicht, wohin ich gehen soll). Ist denn, entgegneten sie, der Jude irgendwo fremd, denn wo du gehst, ist dein Gott bei dir, wie es heisst: „(wo ist ein so grosses Volk,) dem Gott nahe ist?“

[17] Und was heisst das: „So oft wir zu ihm rufen?“ Die Rabbinen sagen: Manches Gebet wird erst in 40 Tagen erhört. Von wem kannst du das lernen? Von Mose, wie es heisst Deut. 9, 18: „Ich fiel vor dem Ewigen hin“ (zum Gebete). Manches Gebet wieder wird in 20 Tagen erhört. Von wem kannst du das lernen? Von Daniel, wie es heisst Dan. 10, 3: „Köstliches Brot ass ich nicht und Fleisch und Wein kam nicht in meinen

  1. s. Schem. r. Par. 31.
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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/034&oldid=- (Version vom 31.7.2018)