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heisst das wohl: ein langes Leben, wenn einer den andern unvorsätzlich ums Leben bringt und der Bluträcher ihm nachsetzt, um ihn zu erschlagen, und alle vor ihrer Zeit sterben? Gott antwortete dem Mose: Bei deinem Leben! sie haben gut gesprochen, sondere für sie Freistädte aus, wie es heisst: „Damals sonderte Mose drei Städte aus.“ Was hat aber Mose bewogen, für die Freistätte sein Leben hinzugeben (soviel aufzuwenden)? R. Levi sagt: Wer die Speise gekostet hat, kennt am besten ihren Geschmack. Wie so? Als Mose den Aegypter erschlagen hatte und am zweiten Tag wieder hinausging, da fand er Dathan und Abiram in Streit miteinander, wie es heisst Ex. 2, 13: „Er ging am zweiten Tag hinaus“ u. s. w. R. Ibo sagte: Dathan war es, der anfing ihn geringschätzig zu behandeln. Er sprach nämlich zu ihm: Denkst du etwa mich auch so umzubringen? Als Pharao es erfuhr, sprach er: Wie viele Dinge habe ich über Mose gehört und ich habe geschwiegen, als er nun die Nachricht über die blutige That (das Blutvergiessen) erfuhr, ergriffen sie ihn. Wie kam denn aber Mose zur Flucht vor Pharao, wie es heisst Ex. 3, 15: „Mose floh vor Pharao?“ R. Janai sagte: Der Scharfrichter war schon gekommen, um ihn zu enthaupten (eig. um das Schwert an seinen Hals zu legen), aber das Schwert ward stumpf an seinem Halse, weil er in Marmor verwandelt worden war. Salomo preist ihn Cant. 7, 5: „Dein Hals ist wie ein Thurm von Elfenbein.“ R. Abithar sagte: Nicht nur, dass das Schwert an seinem Halse stumpf ward, sondern es ward auch gegen den Scharfrichter gewendet. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst Ex. 18, 4: „Er rettete mich vom Schwerte Pharaos.“ Mose sprach nämlich: Mich hat Gott gerettet, aber nicht den Scharfrichter. Bar Kapra sagte: Ein Engel kam in Moses Gestalt herab und liess den Mose entfliehen und man hielt den Engel für Mose. R. Josua sagte: Sieh, welche Wunder Gott Mose gethan hat! Alle Zauberschüler Pharaos wurden zum Theil stumm, zum Theil taub, zum Theil blind, und Mose floh und sie sahen ihn nicht. Du kannst es auch daran ersehen, als Gott ihn in seiner Sendung senden wollte, da fing er an sich zu weigern. Da sprach Gott zu ihm: Erinnerst du dich nicht, was ich an den Zauberschülern Pharaos gethan habe, wie es heisst Ex. 4, 11: „Und der Ewige sprach zu ihm: Wer hat dem Menschen den Mund gemacht, oder wer macht stumm oder taub oder sehend oder blind?“ Wenn ich dir damals beigestanden habe, werde ich es jetzt nicht thun? Komm und sieh, bemerkte R. Jizchak, dass die Werke Gottes nicht wie die von Fleisch und Blut (eines menschlichen Wesens) sind. Gewöhnlich verschafft sich ein Mensch (Fleisch und Blut) einen Schutzherrn (Patron), der ihm in Fällen beisteht; wenn er in eine Anklage (ἔγκλημα) verwickelt ist, so geht er und sucht seinen Schutzherrn auf und sagt zu ihm: Dein Haussohn ist in eine Anklage verwickelt, und dieser verspricht ihm Beistand zu leisten. Wenn dieser aber nun zur Hinrichtung hinausgeführt wird, wo bleibt dann er und wo sein Schutzherr?

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/043&oldid=- (Version vom 31.7.2018)