August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba | |
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ist, (am Sabbath) beschnitten werden? Die Weisen haben so gelehrt: Bei einem Kinde, welches beschnitten geboren worden ist, muss wenigstens ein Tropfen Bundesblut wegen des Bundes mit Abraham fliessen. Woher kannst du das lernen? Aus der Thora, wie es heisst Gen. 17, 13: „Beschnitten werde der Hausgeborne und der mit Geld Erkaufte.“ Oder: Mit המול ימול (d. i. weil das Wort zweimal steht) sind zwei Beschneidungen gemeint, nämlich Beschneidung und Reissen. R. Levi sagte: Weil es heisst המול ימול, so folgt daraus, dass der Beschneidende selbst beschnitten sein muss. R. Judan ben Pasi sagte: Was steht bei Zippora, Moses Weib? Damals sprach sie Blutbräutigam der Beschneidungen halber (Ex. 4, 26). Es heisst nicht למילה, sondern למילות, was zwei Beschneidungen andeuten soll, nämlich einerseits das Beschneiden und andererseits das Reissen. Und warum wird das Kind erst am achten Tage beschnitten? Weil Gott Erbarmen mit ihm hat, um mit ihm zu warten, bis es Kraft habe. Aber Gott erbarmt sich nicht nur des Menschen, sondern auch des Viehes. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Lev. 22, 27: „Vom achten Tage an und weiterhin ist es wohlgefällig zur Opfergabe.“ Und nicht nur das, sondern Gott hat gesagt das. V. 28: „Es selbst (das Alte) und sein Junges sollt ihr nicht an einem Tage schlachten.“ Und diese göttliche Barmherzigkeit erstreckt sich nicht nur über die Thiere, sondern auch über die Vögel. Woher lässt sich das beweisen? Weil es hier heisst: „So du ein Vogelnest triffst auf dem Wege.“
[2] Das steht auch geschrieben Prov. 5, 6: „Dass du den Lebenspfad nicht abwägest, ihre Pfade führen dich ab, ohne dass du es merkst.“ Was heisst das: „Dass du den Lebenspfad nicht abwägest?“ R. Abin bar Kahana sagte: Gott sprach: Du sollst nicht dasitzen und die Gebote der Thora abwägen, wie es heisst Jes. 40, 12: „Wäget mit der Wage Berge.“ Du sollst nicht sagen: Weil auf diese Vorschrift ein grösserer Lohn gesetzt ist, so will ich diese thun und da auf jene Vorschrift ein geringer Lohn gesetzt ist, so will ich sie nicht thun. Was hat Gott gethan? Er hat darum den Menschen nicht den Lohn eines jeden Gebotes offenbart, damit sie alle in frommer Unschuld geübt werden sollen. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst Prov. 5, 6: „ihre Pfade führen dich ab, ohne dass du es merkst.“ Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Könige, welcher Arbeiter miethete und sie in seinen Lustgarten führte, ohne ihnen zu offenbaren, was der Lohn des Gartens sein werde, damit Sie nicht dasjenige (diejenige Arbeit), was einen geringeren Lohn gewähre, bei Seite lassen und gehen und das arbeiten sollten, was einen grösseren Lohn in Aussicht stelle. Am Abend rief er einen jeden (Arbeiter) vor sich und fragte ihn: Unter welchem Baum warst du beschäftigt? Er antwortete: Unter diesem Baum. Der König sprach: Das ist ein Pfefferbaum, da erhältst du (eig. sein Lohn ist) ein Goldstück. Dann rief er einen andern und sprach zu ihm: Unter welchem Baum warst du beschäftigt? Er antwortete: Unter
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/084&oldid=- (Version vom 31.7.2018)