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er hätte doch dem Mose sagen sollen: Siehe, du stirbst, er hat aber nicht so gesagt, sondern er liess ihn und hing den Tod an die Tage. Woher lässt sich das beweisen? Aus dem, was wir hier lesen: „Siehe, es nahen sich deine Tage zu sterben.“

[2] Das sagt auch die Schrift Koh. 9, 11: „Ich wandte mich und sah unter der Sonne, dass nicht dem Flüchtigen der Lauf gelingt.“ Was heisst das? R. Tanchuma sagte: Dieser Vers redet von Mose. Wie so? Gestern stieg er zum Himmel empor, wie ein Adler und jetzt wünscht er über den Jordan zu gehen und er vermag es nicht, wie es heisst Deut. 3, 27: „Du sollst nicht über diesen Jordan gehen.“ „Und nicht den Helden der Krieg“ (Koh. 9, 11). Gestern zitterten die Engel vor ihm und jetzt sagt er Deut. 9, 19: „Ich fürchte mich vor dem Zorn und dem Grimme.“ „Und auch nicht die Weisen haben Brot“ (Koh. 9, 11). Gestern galt von ihm Prov. 21, 22: „Eine Heldenstadt ersteigt der Weise und stürzt die Macht, worauf sie vertraut“ vom Himmel und jetzt wird sie ihm genommen und dem Josua ben Nun gegeben. „Auch die Verständigen haben nicht Reichthum“ (Koh. 9, 11). Gestern führte er die Sprache wie ein Reicher, (indem er sagte): „Kehre zurück vom Brande deines Zorns,“ „vergieb doch die Schuld dieses Volkes“ und jetzt spricht er wie ein Armer wie es heisst: „Ich flehte“ d. i. verfahre mit mir umsonst.“ „Und auch die Verständigen finden nicht Beifall“ (Koh. 9, 11). Gestern wusste er seinen Schöpfer zu besänftigen (indem er sprach): „Auf, Ewiger! kehre um, Ewiger!“ und jetzt, nachdem er sieben Tage gefleht, sagt ihm Gott: „Siehe, deine Tage nahen.“

[3] Das sagt auch die Schrift Koh. 8, 8: „Kein Mensch hat Macht über den רוח, um den רוח zurückzuhalten.“ R. Jehuda und R. Nechemja sind darüber verschiedener Meinung. R. Jehuda sagt: Kein Mensch hat Macht über den Todesengel, um ihn von sich abzuhalten (zu vertilgen). Unter רוח ist nichts anderes als der Todesengel (מלאך) zu verstehen, wie es heisst Ps. 104, 4: „er macht zu seinen Boten Geister.“ R. Nechemja dagegen sagt: Kein Mensch hat Gewalt über die Winde d. i. über die Reiche, um sie aus der Welt zu vertilgen. Unter רוח ist nichts anderes als die Reiche (מלכיות) zu verstehen, wie es heisst Dan. 7, 2: „Und siehe, die vier Reiche des Himmels brachen los.“ R. Elieser ben Jacob sagt: Kein Mensch hat Gewalt über seine Seele, um sie zu vernichten. Warum? Weil Gott sie in den ganzen Körper gemischt hat; denn wenn Gott sie auf ein Glied beschränkt (gemischt) hätte, so würde der Mensch, wenn ihm eine Noth zustösst, das Glied abschneiden und sterben. Deshalb ist sie (die Seele) im ganzen Körper, damit er sie nicht vernichten kann. Das wollen die Worte sagen: „Kein Mensch hat Macht über den רוח.“ Was heisst: „Und es ist keine Sendung im Kriege?“ Kein Mensch kann in der Sterbestunde sagen: Siehe, ich will meinen Knecht (Diener) für mich schicken. R. Simeon ben Chalaphtha sagt: Kein Mensch kann sich Waffen fertigen, um sich vom Todesengel zu retten, wie es heisst 2 Chron. 32, 5: „Und er machte Wurfgeschosse

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/107&oldid=- (Version vom 31.7.2018)