Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/123

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Weise traf ich sie allein und dankte ihr zuvörderst für ihre Empfehlung, dann bat ich sie um möglichst detaillirte Auskunft über meine neue Prinzipalität. Fräulein M. referirte, Frau T. sei eine sehr reiche und eben so vornehme als geachtete Dame, daß ihre Tochter ihr sehr ähnlich sei und die Stelle ihrer Gesellschafterin eine der angenehmsten, die man sich denken könne. Jedoch, setzte sie am Schlusse hinzu, kenne ich Mistreß T. erst seit kurzem in der Londoner Gesellschaft, verlasse mich aber in Rücksicht ihrer auf meine Freunde. – Ich begab mich hierauf nach Park-Lane und fand Frau T. in einem palastartigen Hause. Sie empfing mich wie eine alte Bekannte und stellte mich einem Paar sehr aristokratischer Damen vor, welche sogleich anfingen, mir allerlei Gutes und Angenehmes über Mistreß T., ihre Tochter und ihren Wohnsitz in Cornwallis zu erzählen. Diese hatte mir so vortheilhafte Bedingungen vorgeschlagen, daß mir nichts zu wünschen übrig blieb, und da wir uns völlig geeinigt hatten, setzte Mistreß T. sogleich einen schriftlichen Contract auf, übergab mir ihn und sagte, daß sie noch einige Tage in London verbleibe, daß ich sie täglich bei ihrem Geschäftsmann Advokat C. in Gray’s inn Lane von elf bis ein Uhr Mittags sprechen könne, und daß sie mich jedenfalls sehr bald in Cornwall erwarte, wenn es mir unmöglich werden sollte, mit ihr zugleich dahin zu reisen. Ich trennte mich endlich, nicht ohne eine freudige Rührung über die Aussicht auf Glückseligkeit, die sich vor mir aufthat, wie über das edle Verfahren der Mistreß, zu der ich mich sympathetisch hingezogen fühlte. Die Ch. war in Extase über meine Nachrichten und Herr v. T. fragte bei seinem Eintritte sogleich, ob der Contract mit Mistreß T. geschlossen sei. Als ich dies bejahete, fuhr er fort: „Ich bin so glücklich gewesen, einige Einzelnheiten über diese Dame und ihre Verhältnisse auszumitteln, welche Ihnen beweisen werden, daß nicht alles Gold ist was glänzt.“ Er gab mir hierauf eine Beschreibung von Mistreß T., welche auch vollkommen stimmte, und erzählte mir Dinge von ihr, welche, wenn sie gegründet waren, ein Engagement mit ihr nicht als ein Glück, wohl aber als das Gegentheil erscheinen ließen. Er führte auch an, daß ihr Geschäftsführer ein Advokat C. in Gray’s inn Lane wäre, und nannte als seine Quelle einen ihm gegenüber wohnenden Advokaten.

Ich fühlte mich auf einmal aus meinem Himmel geschleudert und konnte mir den Umstand, daß Fräulein M. mich dieser Dame empfohlen hatte, nur dadurch erklären, daß in England viele der hochgestellten