Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/149

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aus seinen Feuertiefen schleudert? Das Wetterleuchten einer solchen Kinderleidenschaft ist weniger als nichts gegen die verzehrende Gluth dieses Greises, jene ist vielleicht morgen erloschen und vergessen, diese wird über das Grab hinaus wie ein ewiges Morgenroth der Jugend leuchten.

Während ich einst dies und ähnliches dachte, dann seinen Blicken begegnete, aus denen eine unsterbliche Zärtlichkeit mich ansah, wurde alles Licht und Jubel in mir, mein in Schmerzen vereinsamtes Herz empfand plötzlich eine innige, echte Liebe zu diesem überlegenen Geiste, und ich fragte mit dem vollen Tone des Herzens: „Ist es Wahrheit, daß wir hier beisammen sind, oder ist es ein neckender Traum, mein Freund?“

„Bist Du wirklich glücklich, mein süßes Kind?" fragte v. T., indem er meine Hand faßte und mit Inbrunst küßte.

„Unendlich glücklich!“ entgegnete ich, während ich in diesem Augenblicke alle Wonne empfand, die, seine Seele durchfluthend, aus seinen Augen brach.

„Weißt Du, Mädchen, fuhr er fort, daß Deine Seele von Feuer sein muß, daß sie die Eiskruste dieser Brust hinwegzuschmelzen vermochte? eine Eiskruste, welche Unglück, Welt und Zeit darüber gelegt hatten!“

„Das weiß ich nicht, erwiederte ich beglückt lachend, aber ich weiß, daß sie dem Gesetze der Affinität und Uebermacht gehorcht.“

„Aber welches wunderbare Geschick ist es, das uns Beide aus so verschiedenen Völkerstämmen und Ländern zusammenführte, nachdem wir Beide dieselbe Anzahl von Jahren in diesem fremden Lande liebelos und liebeleer verbracht haben? Gewiß ist es die Vorsehung, die uns für einander bestimmte, denn ohne Dich wäre selbst der Himmel freudenlos.“

„Mit Dir ist schon die Erde ein Paradies,“ rief ich an seinen Lippen.

Die Trennung fiel uns sehr schwer, aber das gegenseitige Vertrauen und die süße Hoffnung auf eine frohe Zukunft half sie überstehen. Man gab mir jetzt von allen Seiten Spöttereien über das Alter meines Bräutigams anzuhören; und als ob er das geahnet, schickte er mir rasch hinter einander kostbare und höchst gewählte Geschenke, welche die graue Ironie urplötzlich in gelben Neid verwandelten. Milady richtete jetzt