Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/156

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bedeutende Fortschritte machen, sondern dieselben auch von Lady S. anerkannt und gerühmt zu sehen. Ich verlebte Tage unsaglichen Glückes, T. schrieb mir einen Tag um den andern, überhäufte mich mit Beweisen seiner Zärtlichkeit und sprach immer bestimmter die Hoffnung auf die baldige Erreichung seiner Wünsche aus. Einen grellen Mißton in der Harmonie bildete ein Brief von Mistreß E., woraus ich ersah, daß es Miß Ch. doch gelungen war, mich der unschätzbaren Freundschaft dieser seltenen Frau zu berauben.

Eines Tages besuchte mich v. T. ganz unerwartet, um mir mitzutheilen, daß sein Schwager gestorben und seine älteste Schwester in einem sehr bedenklichen Zustande sei. Mit jenem Todesfalle war schon eines der Hindernisse unserer Verbindung beseitigt, auch hatte T. von seinen mächtigen Freunden die Versicherung erhalten, daß die Königin endlich sich geneigt erklärt habe, ihn zu begnadigen. Die strengste Prüfungszeit schien vorüber, und wir unterhielten uns schon mit tausend Planen für die Zukunft.

Zu Anfang des Winters traf die Familie ein neuer und noch härterer Schlag – der Marquis von S. starb, und Graf Altamont trat nun in die Rechte seines Vaters. Die Marquise, welche einen großen Wittwentheil und ihren Sitz auf den irländischen Familiengütern erhielt, eröffnete mir, daß sie sich mit den Kindern dorthin begeben wolle, um die Trauerzeit allda zu verleben, und daß sie voraussetze, ich werde sie begleiten. Diese Nachricht verursachte mir viel Kummer, denn ich wußte, daß jene Gegend, die Grafschaft Mayo, wegen ihrer tiefen und sumpfigen Lage wechselweise von der Cholera, dem Typhus und anderen Fiebern heimgesucht wird; ich war zu lange eine Märtyrerin körperlicher Leiden gewesen, um geneigt zu sein, meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Das Leben ist so unendlich süß, wenn das Herz sich geliebt weiß. Ich schrieb sogleich an meinen Freund, und war im Begriff, den Brief auf die Post zu tragen, als ich ihm begegnete. Er strahlte von Glück und Freude, denn er hatte soeben einen Brief erhalten, direct aus dem Kabinet der Königin, mit ihrer eigenhändigen Unterschrift, der seine Begnadigung aussprach. Ich war entzückt und konnte kein Ende der Exclamationen finden, v. T. war der erste, der an unsere bevorstehende Trennung dachte.

„Freuest Du Dich so, daß ich fort muß?“ fragte er mich plötzlich, indem finstere Wolken seine Stirn umzogen. Statt einer Antwort blickte