Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/171

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als möglich abzugeben und mich bei den Personen der Adressen nach v. T. zu erkundigen, ihr auch nach Beendigung meiner Geschäfte nach Gibraltar zu folgen. Wir standen während dieses Gespräches am offenen Fenster und sahen hinunter auf das Gewoge der Menschen, worunter wir E., I. und mehrere andere unserer männlichen Mitreisenden erblickten. Abermals richteten Erstere ihre Lorgnetten auf uns, und aus ihren Manieren ging deutlich hervor, daß wir der Gegenstand ihres Gespräches waren.

„Sehen Sie doch jene zwei dort, sagte ich, sie kommen mir vor wie Raubvögel, die ihre Beute umkreisen; mir ahnet, daß sie mir einen Fallstrick legen, und fürchte mich, nur eine Stunde allein hier zu bleiben.“

„Jedenfalls müssen Sie, antwortete Mistreß St., auf Ihrer Hut sein, denn man sagte am Bord, es seien ganz schlechte Subjecte, welche blos auf Abenteuer ausgehen.“

Wir begaben uns zeitig zur Ruhe, nicht ohne zuvor die Thüren unseres gemeinschaftlichen Zimmers verschlossen zu haben. Gegen sechs Uhr Morgens erwachten wir Beide durch ein Geräusch im Zimmer und erblickten zugleich einen Mann im tiefsten Negligée, welcher sich vom offenen Fenster nach der Wand schlich und durch eine Tapetenthür verschwand, welche wir noch nicht bemerkt hatten. Wir sprangen Beide mit lautem Geschrei aus dem Bette, warfen in Eile Kleider über und folgten der Spur des Verschwundenen. Zu unserem höchsten Schrecken fanden wir, daß die Tapetenthür in ein dunkles Cabinet führte, welches auf den Vorsaal stieß. Unser erster Gedanke war, daß man uns beraubt habe, und wir machten sogleich Lärm, um die Entdeckung des Thäters zu bewirken; Mistreß St. bemerkte zugleich, daß in dem gegenüber gelegenen Kaffeehause alle jene Engländer, mit welchen wir gereist waren, sich unter der Marquise versammelt hatten und lachend und streitend herüber blickten. In demselben Augenblicke sahen wir E. und I. über den Platz hinüberschreiten und sich mit jenen vereinigen. Das Haar und die Gestalt des Ersteren entsprach genau der Erscheinung, deren Gesicht wir jedoch nicht gesehen hatten, und es blieb uns kein Zweifel übrig, daß er’s gewesen war. Da wir nichts vermißten, so gerieth Frau St. auf die Idee, daß er eine Wette auf Kosten meines Rufes gemacht und durch seine Präsentation im Nachthabit am Fenster unseres Schlafzimmers gewonnen habe, was sich leider auch in der