Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/172

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Folge bestätigte. Der Wirth und die Wirthin waren außer sich über diesen Vorfall und nahmen sogleich ihre Leute in’s Verhör, um zu erfahren, wer das stets verschlossene Cabinet geöffnet hatte; aber Keiner wollte etwas davon wissen. Dieses Ereigniß erfüllte mich mit den trübsten Ahnungen, und nur das ungestüme Drängen der Verhältnisse hielt meine Thätigkeit im Zuge, meine eigentliche Kraft war durch die seitherigen Gemüthserschütterungen und eine bleierne Schwermuth mehr als halb gelähmt.

Sobald Frau St. abgereist war, ließ ich mir ein Paar kleinere Zimmer ohne Tapetenthür geben, setzte mich in einen Fiacre und begab mich auf den Weg, um meine Empfehlungsbriefe abzugeben. Unglücklicherweise war Lady H. de W. mit dem Hofe in Cintra, und ich fuhr deshalb bei einer Kaufmannsfamilie vor, an die ich ebenfalls empfohlen war. Ich fand diese Personen so steif und zurückhaltend, daß ich kaum eine Frage an sie zu richten wagte. Ich erkundigte mich zunächst nach dem verstorbenen Schwager v. T.’s, mit welchem dieser Kaufmann in Verbindung gestanden hatte, und genoß die Befriedigung, sehr ausführliche Berichte über ihn, seine Frau und Vermögensverhältnisse zu empfangen, welche zu meiner Beruhigung mit T.’s Berichten genau übereinstimmten. Ganz natürlich kam auch die Rede auf v. T., und auf meine Frage nach dessen Lebensverhältnissen erhielt ich die Antwort von dem Kaufmann, daß er ihn seit seiner Rückkehr nach Portugal nicht gesehen habe, noch zu sehen wünsche, weil er ein Jesuit und durchaus schlechter Mensch sei. Ich fühlte einen Anfall von Schwindel bei diesen Worten, aber ich beherrschte mich so gut ich konnte und erkundigte mich ferner.

„Als v. T. Waise ward, fuhr der alte Herr fort, ließ ihn sein Schwager, welcher selbst Jesuit war, in einem Jesuiten-Collegium erziehen. Da er ein grundsatzloser Spion und eine Art Inquisitor war, stand er in hohen Gunsten bei dem Nero von Portugal, Dom Miguel, und war der Haupturheber der unzähligen Verhaftungen und Hinrichtungen, welche während der Herrschaft dieses grausamen Tyrannen stattfanden. v. T. hätte nie seine Begnadigung erlangt, wenn er nicht der Erbe eines ungeheuern Vermögens wäre, das man nicht außer Landes lassen will.“

Zu sehr durch die Einredungen v. T.’s überzeugt, daß die Gerüchte über Dom Miguel und seine Freunde übertrieben und ungerecht seien,