Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/175

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[WS 1] jetzigen Frau lebte er höchst glücklich und schenkte ihr deshalb seine Besitzung in Olumiares. Als v. T. nach Mozambik deportirt wurde, war die Senhora so untröstlich, daß sie in eine unheilbare Krankheit verfiel, in welcher sie ein Gelübde that, um vom Himmel die Wiedervereinigung mit ihrem Gatten zu erlangen. Als v. T. verhaftet wurde, warf sie sich dem Könige Dom Pedro zu Füßen, um seine Begnadigung zu erlangen, aber umsonst. Während der nun folgenden zwölfjährigen Trennung hörten sie nie auf, sich einander Beweise der zärtlichsten Liebe zu geben, und seitdem sie wieder vereint sind, ist ihre gegenseitige Zärtlichkeit so groß, daß sie selbst dem Tode die Macht zu nehmen scheint. v. T. weichet nicht von dem Schmerzenslager der Geliebten und scheint das erlöschende Licht durch seine Sympathieen zu erhalten.“

„Er ist Jesuit ?“

„Ja, aber einer der unvollkommensten, weil er mehr Gemüthsmensch als Speculant ist.“

„Es giebt verschiedene Arten Gemüther, darunter auch Neronen und Robespierres, welche beide offenbar Gemüthsmenschen und schlechte Speculanten waren. v. T. scheint übrigens sehr verhaßt zu sein?“

„Allerdings, weil er Miguelist bleibt und der jetzigen Parthei nicht dient, welche erzjesuitisch ist, denn die Jesuiten sind die kräftigsten Stützen despotischer Höfe.“

„Mein Herr, Europa lebt der Meinung, daß das jetzige Gouvernement in Portugal constitutionell ist, und das gestürzte ein despotisches war, welches, wie Sie richtig bemerken, im Jesuitismus stets seine Verfechter findet, nimmermehr aber das constitutionelle Prinzip.“

„Die Constitution ist hier zu Lande auch keine Wahrheit, alles ist hier Schein, nur der Despotismus nicht.“

„Dann müßte aber eben v. T. dem Hofe dienen, wenn er echter Jesuit ist, er scheint aber nur in der Schreckensherrschaft eines Miguel sein Element zu finden, und ich habe gehört, daß er der Hauptanstifter der blutigen Greuel und erster Helfershelfer jenes Ungeheuers war.“

„Es ist nicht zu leugnen, daß v. T. bisweilen ein Teufel war, aber er ist auch ein Engel gewesen.“

„Wahrscheinlich gegen die Jesuiten ein Engel, und gegen die andern ein Teufel.“

„Ich bewundere am meisten, daß v. T. die riesigen Leiden und Erschütterungen ohne Nachtheil für seine psychische Kraft ertragen und

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: mit der der