Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/186

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Gunst. Ich begab mich sogleich mit meinem Briefe zu Mistreß L., welche sich sehr freute, dem vorliegenden Bedürfnisse abgeholfen zu sehen, und engagirte mich sofort für drei Vormittage wöchentlich von der Zeit ihrer Ankunft in der Hauptstadt an. Meine Freude und Dankbarkeit gegen Gott für die glückliche Wendung meines Schicksales war unbeschreiblich, sie ergoß sich, sobald ich allein auf meinem Zimmer war, in einem Dankgebet, und die Thränen des Kummers verwandelten sich in Thränen freudiger Rührung.

Heute gab es indessen keine Reisegelegenheit mehr nach Lissabon, ein Fahrzeug war auch nicht mehr zu haben, und so mußte ich mich bequemen, in Cintra zu übernachten. Als man mir das Fremdenbuch brachte, schrieb ich meinen Namen hinein und darunter die Devise des Hosenband-Ordens: Hony soit qui mal y pense. Am nächsten Morgen reiste ich mit der Post nach Lissabon, und bemühete mich sogleich, eine Privatwohnung zu finden, was dort sehr schwierig ist, weil die Portugiesen es erniedrigend finden, Möbelzimmer zu vermiethen, diejenigen Engländer aber, welche dieses Geschäft treiben, enorme Preise fordern und überdies sehr verrufen sind.

Bis jetzt hatte ich stets allein gespeist, aber eines Tages kam Herr B. zu mir, erzählte, daß sein Freund D. mit seiner Frau aus Paris angekommen sei, äußerte dann den Wunsch, mich ihnen vorzustellen und bat mich, mit ihnen an der table d'hôte zu essen. Ich begab mich daher etwas früher in den Speisesaal, wo ich die drei Freunde bereits fand. Herr und Madame D. waren ein nicht mehr junges Ehepaar, das mit einem feinen, würdevollen Aeußeren eine geistreiche Conversation und die liebenswürdigste Gemüthlichkeit verband. Sie behaupteten, ich spräche das Französisch wie eine geborene Pariserin, und freuten sich, daß ich in Frankreich gewesen war, was sogleich Veranlassung zu der interessantesten Unterhaltung gab.

Bei Tische, wo viele Engländer zugegen waren, wurde viel über die Staatsverfassung Portugals und die Bestimmung der englischen Flotte im Tajo gesprochen; ich erfuhr bei dieser Gelegenheit, daß ich mich auf unterminirtem Boden befand, aus welchem die Flamme der Revolution jeden Augenblick verheerend emporschlagen konnte, welcher Umstand mir natürlich neue Sorgen verursachte.

Herr und Madame D. luden mich ein, Nachmittag einen Ausflug mit ihnen zu machen, bei welcher Gelegenheit ich den Wasserbehälter,