Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/191

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den Namen hat das Kloster von der Korkbedeckung der Wände und des Fußbodens, welche zur Abhaltung der Feuchtigkeit angebracht ist. Auf unserem Wege nach Lissabon besahen wir uns das östlich von der Stadt gelegene Campo grande, dessen großes, mit Kastanien-Alleen umgebenes Viereck der Schauplatz für Wettrennen und dergleichen ist und eine schöne Promenade bildet.

Es war schon dunkel, als wir uns dem Kai Sodere, auf dem wir wohnten, näherten und das großartige, schrecklich schöne Schauspiel einer Feuersbrunst auf dem Meere erblickten. Die halbe Stadt war in Bewegung, und wir beschlossen, in Gesellschaft unserer Wirthsleute und eines spanischen Marquis mit seiner Gemahlin ein Boot zu besteigen, um dieselbe in der Nähe zu sehen. Der grelle Contrast zwischen Feuer und Finsterniß hatte uns über die Entfernung getäuscht, wir mußten weit in die See hinaus, ehe wir fähig waren, die brennenden Gegenstände zu unterscheiden, aber je näher wir kamen, desto imposanter wurde der Anblick. Es war ein kolossales Kohlenschiff, dessen brennender Inhalt eine unermeßliche Feuergarbe in den dunkeln Himmel sandte; die düstere Gluth verwandelte den Meeresspiegel in siedendes Metall, auf dem die zahllosen Boote wie Salamander umher huschten. Als wir zurückkehrten, trieb uns der Wind pfeilschnell gegen Osten und zwar in einer falschen Richtung. Auf einmal rief unsere Wirthin: „Um Gotteswillen, die Bajaderen!“ dem Bootsmann zu, welcher beschäftigt war, das Segel einzuziehen, welches hinausschwellend uns seine concave Seite zukehrte. In der That sah ich jetzt in einiger Entfernung schaumgekrönte Wasserkegel, die einen geisterhaften Reigen auszuführen schienen, indem sie sich bald rückwärts, bald vorwärts jagten. Der Bootsmann, welcher wahrscheinlich ein Gläschen vinho do pais getrunken hatte, bemühete sich vergebens, dem Boote mit den Rudern eine andere Richtung zu geben, so angstvoll wir ihm auch zuriefen, das Segel zu streichen. Die Gefahr, auf die vor uns liegenden Bänke und Riffe zu stranden, war jetzt unvermeidlich, wenn nicht ein rascher Entschluß die Thorheit des Schiffers ausglich. Die Hilfe war nach meinem Ermessen schon da, wenn die im Hintertheile befindlichen Personen dem nach vorn sich beugenden Boote das Gleichgewicht nahmen, weshalb ich schneller als ich dies schreibe aus meinem Reiszeuge das Messer riß und die Segelleine durchschnitt, so daß das Linnen wie eine Flagge umherflatterte. Jetzt erst gelang es uns, das Boot zu wenden und, indem wir nach