Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/193

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zogen sich in das Innere und die Gebirge, nahmen die Städte Terceira, Santerem und Oporto, verstärkten sich unglaublich, und im Nu war das unglückliche Land wieder mit blutigem Bürgerkrieg überzogen.

Dieses unerwartete und schreckliche Ereigniß vereitelte abermals meine Hoffnungen, so daß ich neue Pläne entwerfen mußte, denn wenigstens für den Augenblick schien man sich mit anderen Dingen als mit Schulsachen zu beschäftigen. Mein guter Engel verließ mich auch diesmal nicht. D.’s nämlich theilten mir mit, daß sie Lissabon einstweilen verlassen und eine Reise durch Spanien machen wollten; da sie nun der spanischen Sprache unkundig waren, so baten sie mich, sie zu begleiten, wozu ich mich natürlich sehr gern bereit erklärte. Ich theilte Lady H. de W. diesen meinen Entschluß mit, sowie daß ich bei der ersten Nachricht von Wiederherstellung der öffentlichen Ruhe mich wieder einstellen und die Lehrcurse beginnen würde. Mein vieles Gepäck übergab ich meiner vortrefflichen Wirthin, nahm nur Unentbehrliches mit, und da eben der von England kommende Dampfer heizte, so schifften wir uns nach Cadix ein.

Leicht schwebte unser Schiff zum Hafen hinaus und gewährte uns so den vollen Anblick des amphitheatralisch auf sieben Hügeln erbauten Lissabons, das sich in einer Länge von fast anderthalb Meilen um den Tajo schlingt. Die großartigen Plätze, die weißen Kuppeln von Corazao de Jesus, die Wasserleitung, unter deren hochgeschwungenen Bogen ein Linienschiff wegfahren könnte, die lieblichen Terrassen von San Pedro de Alcantara und das gothisch-maurische Belem gewährten einen magnifiquen Anblick, der durch das landschaftliche Gemälde an Reiz noch gewann.




Einundzwanzigstes Kapitel.




Wind und Wetter begünstigten unsere Fahrt, und der Capitain steuerte aus Gefälligkeit zu weit nach Westen, damit wir die schöne Küste von Algarbien besser in’s Auge fassen konnten. Aber ein wahrhaft imposantes Panorama stellte sich unseren Blicken dar, als wir in