Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/196

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erregt. Noch denselben Abend hatte ich das Vergnügen, Antonia D. und ihre Familie wiederzusehen; ihre Freude und Rührung war so groß, daß sie in Thränen ausbrachen. Die guten Menschen behandelten mich ganz wie eine liebe Freundin und Verwandte, sie suchten eine Genugthuung darin, mich in ihre sehr günstigen Verhältnisse einzuweihen, weil sie voraussetzten, daß ihr Glück auch mich glücklich mache. Ach, solche Erscheinungen entschädigen das verwaiste Herz für viele Leiden! –

Man sagte mir, daß Cadix von seiner ehemaligen Blüthe viel verloren habe, allein es ist doch immer noch eine der ersten See- und Handelsstädte, Sitz der General-Consulate Europa’s und Amerika’s, deren Kaufmannschaft hier eine mächtige Aristokratie bildet.

Unter den vielen Plätzen, welche dem Innern der Stadt zur Zierde gereichen, steht der Constitutionsplatz oder Plaza de San Antonio oben an, ein regelmäßiges Viereck, rings mit prächtigen exotischen Bäumen bepflanzt und von einem eisernen, mit weißen Marmorbänken geschmückten Haag umschlossen und ganz mit schwarzaderigem Marmor getäfelt. Ich kenne keine Stadt, welche ein so aristokratisches und imposantes Ansehen hätte, wie Cadix; die Häuser sind alle massiv, drei bis vier Stock hoch und mit eben so vielen Balconen, deren Geländer, wie auch die Perrons aus weißem Marmor sind. Die Häuser haben alle flache Dächer mit schönen Balustraden und in der Mitte ein Umschau-Thürmchen oder Mirada. Ueberdies sind die Dächer, Balcone und Perrons mit Blumentöpfen geziert, und nicht nur viele Estriche, sondern ganze Straßen sind mit Marmor von verschiedenen Farben getäfelt.

Die Kathedrale stammt aus dem vorigen Jahrhundert und präsentirt von außen ein sehr unregelmäßiges Ansehen, weil der Plan mehrmals verändert worden ist. Das Innere glänzt durch seine Marmor-Verzierungen und römische Bauart. Das Hauptschiff wie die Seiten-Kapellen enthalten viele schöne Gemälde, unter denen sich eine Magdalena von Murillo auszeichnet.

Alle öffentlichen Gebäude von Cadix zeichnen sich durch ihre edle Bauart aus. Das großartigste wohlthätige Institut, das ich je gesehen habe, befindet sich in Cadix. Dieses „Hospicio“ ist ein Gebäude von kolossalem Umfange im westlichen Theile der Stadt. Alle seine Höfe sind mit Marmor getäfelt und von Säulenhallen umgeben, das Innere hell, luftig und sehr zweckmäßig eingerichtet. Die Irren-Anstalt befindet