Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/203

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Anblick. Hier reifen Bananen, Datteln und viele tropische Früchte noch, aber auch knorrige Eichen stehen ernst und majestätisch hier und repräsentiren die gothische Kraft und Würde neben der orientalischen Grazie.

Hierauf fuhren wir nach dem Dome, dessen Aeußeres meiner Erwartung bei weitem nicht entsprach. Zwar ist er von gothischer Bauart, aber es mangeln ihm die wohlthuenden Verhältnisse, welche man am Cölner Dom und der Westminster-Abtei bewundert, denn es fehlt ihm an einer verhältnißmäßigen Länge. Das Hauptportal entbehrt der reichen Verzierungen und ist nur mit einigen Basreliefs geschmückt, welche indeß durch ihre Nettigkeit einen guten Eindruck machen. Durch dieses Thor tritt man in eine Vorhalle, welche durch das Laubdach uralter Orangenbäume gebildet wird. Eine hohe und sehr alte Mauer mit einem maurischen Thore verdeckt die westliche Seite des Doms und giebt ihm hier ein klösterliches Ansehen. Diese Kirche hat nur einen Thurm und dieser befindet sich an der Rückseite derselben; seine Verzierungen bestehen aus Bogenfenstern, maurischen Säulchen und verschobenen Vierecken, worin vierblätterige Kleepflanzen eingehauen sind. Die Mischung des maurischen mit dem gothischen Style soll vielleicht die Verschmelzung der beiden Religionen und Nationen verbildlichen, aber ich kann weder das Zweckmäßige noch Schöne daran finden, sondern höchstens eine sittliche Charakteristik darin erblicken. Um das Quodlibet zu vollenden, setzte man diesem Thurme 1568 noch einen hundert Fuß hohen Aufsatz von allerlei Zierrathen auf, welche mir vorkamen, wie die verworrenen Begriffe einer schlecht unterrichteten prätentiösen Frau. Aber wie ein plastischer Sarkasmus erhebt sich auf der obersten Spitze die allegorische Figur des Glaubens mit der Wetterfahne in der Hand. Wäre es möglich, einen lächerlicheren Heterodox dort aufzupflanzen? Ich kann mir dieses nur als eine Satyre auf die Jesuiten vorstellen, welche damals großen Scandal gaben, indem sie sich überall mit der Gabe des Protheus verwandelten und sich namentlich in Coimbra durchaus in einem scheußlichen Lichte zeigten. – Wir gelangten auf einer schrägen Stiege ohne Stufen sehr bequem auf den Gipfel des Thurmes und hatten von hier einen herrlichen Blick auf die Stadt, den Alcazar und die malerische Umgegend.

Das Innere der Kathedrale besteht aus fünf Schiffen, wovon das Mittelschiff das höchste und breiteste ist, und 62 Pfeiler tragen das