Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/234

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Schiffe lagen im Hafen, und von einigen tönte der Gesang der Lootsen dumpf herüber. Jetzt steuerte der Mond am sternbesäeten Nachthimmel hinter der Kuppel der Domkirche herauf und stellte ihre Verzierungen in tiefen Schatten, während durch ihre Bogen sein magisches Licht strömte, so daß es bisweilen aussah, als stürze eine Fluth durchsichtiges Silber hindurch. Von hier wandten wir uns nach der Alameda, die sich vom Hafen bis an den Guadalmedina erstreckt und ganz von palastartigen Gebäuden eingefaßt ist. In der Mitte derselben liegt die öffentliche Promenade, ganz aus exotischen Bäumen gebildet und mit antiken Marmorbüsten und Fontänen geziert. – Wir betrachteten lange das Treiben der eleganten Welt, welche hier versammelt war, und ich hörte mehrmals die deutsche Sprache von Vorübergehenden.

Wir verweilten einige Tage in Malaga und besuchten die Merkwürdigkeiten, zu denen namentlich die Alcazaba, das Castillo Gibralfaro und die Kathedrale gehören. Erstere ist ein kleines, von alten Festungsmauern umgürtetes Viertel am östlichen Ende der Stadt, zwischen dem Hafen und dem Hügel, auf dessen Gipfel sich die Wälle des Gibralfaro erheben, und deren alterthümliche Mauerthürme mit Hufeisenbogen, so wie die ganz schmalen orientalischen Gassen noch an die Araberherrschaft erinnern. Dies Viertel war einst ein stark befestigtes Schloß der Könige von Granada, und ein schönes maurisches Thor führt noch nach dem Inneren seiner stolzen Zinnen, es ist jedoch dermalen mit armseligen Hütten angefüllt. Die vormalige Hauptveste des maurischen Reiches, el Gibralfaro, dient noch als Fort und kann ohne die Erlaubniß des Commandanten nicht erstiegen werden. Von seinen Wällen hat man einen herrlichen Blick auf den Hafen und seine hervorspringenden Mauern, welche nichts anderes sind als die Felsen der Sierra de Mijas. Bei klarem Wetter kann man die röthlichen Felsen des hohen Gibl-al-Kibir unweit Ceuta in Afrika erkennen, obgleich die Entfernung 18 deutsche Meilen beträgt.

Am südlichen Fuße des Castellberges liegt der prachtvoll ausgestattete englische Friedhof mit seiner geschmackvollen Capelle, das Ganze von stattlichen Parkanlagen umgeben. Die der Maria de la Encarnacion geweihte Kathedrale ist das interessanteste Gebäude von Malaga, im edelsten florentinischen Style ganz aus weißem Sandstein erbaut. Der 267 Fuß hohe Glockenthurm endigt in einer schönen Kuppel, die über alle anderen Thürme der Stadt hoch empor ragt. Das Innere zerfällt