Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/235

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in drei Schiffe, deren Boden aus einem Getäfel großer polirter Platten weißen und rothen Marmors besteht. Die Kapelle und der Altar de la Encarnacion sind mit den prächtigsten Marmor Verzierungen und einer Geburt Christi von Murillo geschmückt. Das Chor ist ein Meisterwerk von Schnitzerei und mit trefflichen Basreliefs des berühmten Dom Pedro de Mena geschmückt. Die Frauen von Malaga Malaguenas genannt, gelten nach denen von Cadix als die schönsten, geistreichsten und gebildetsten in Andalusien, und zeichnen sich durch ihren feinen Ton aus. Eine gebildete Malaguena, selbst wenn sie nicht schön ist, wird doch stets durch den Klang ihrer Stimme, Blick, Mienenspiel, Bewegung, Haltung und den Geist der Rede fesseln. Diese Eigenschaften im Bunde mit einem hellen Verstande bezeichnen die Spanier treffend als Sal de la Muger, das Salz des Weibes, und geben ihm den Vorzug vor der plastischen Schönheit. Aber auch die Männer sind sehr interessant, obgleich der National-Charakter hier weniger als im Inneren Spaniens hervortritt, weil er durch den ununterbrochenen Umgang mit Fremden sehr abgeschliffen wird.

An einem sonnenlichten Nachmittage nahmen wir auch von diesem irdischen Paradiese Abschied und begaben uns an Bord des Dampfers Peninsula, um nach Lissabon zurückzukehren. Alles war Leben auf dem Schiffe wie am Lande, was reichen Stoff zu Betrachtungen bot. Schiffsleute, Passagiere, Lastträger, Beamte, Jung und Alt, Männer und Weiber, Alles rannte durcheinander, schrie, tobte, fragte, fluchte, stieß sich, drängte sich – das Ganze ein ungeheuerer Ameisenhaufen, das Deck ein Nudeltopf, halb zum Lachen, halb zum Todtärgern. – Der Himmel war zwar heiter, jedoch lagerten einige weiße Wolken wie Schneegebirge am südlichen Himmel, die sich nach und nach gen Norden zogen. Mit Sehnsucht seufzten wir dem Augenblicke entgegen, da man die Anker lichten sollte, denn wir hofften noch die schönen Küsten Spaniens heute vom Meer aus zu sehen. Um sechs Uhr gab endlich der Kapitain den Befehl, die Anker zu lichten, die Schiffsglocke schallte laut, die Maschine ächzte und pustete, und nach wenigen Minuten hüpfte das schöne Boot leicht und graziös auf der Spiegelfläche des Hafens dahin. Am tiefblauen, unergründlich durchsichtigen Westhimmel flammte die Abendsonne mit der Kraft einer bengalischen Riesenflamme und übergoß die Sierra Mejiga wie das Meer mit einem blendenden Feuer, vor dem man die Augen mit der Hand schützen mußte. Malaga stand wie ein großes