Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/288

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

einem klaren Bache zu baden, sich auf das erhöhete Ufer setzt und ihre üppigen Glieder in der Fluth spielen läßt. Das zweite Bild zeigte eine prachtvolle Brünette, welche im Zustande der Natur sanft dahingestreckt lag.

„Diese Gemälde sind nicht Frau M.’s Erzeugnisse,“ sagte der sonderbare Ehemann, indem er sich bemühete, meine Blicke darauf hin zu lenken.

„Von wem sind sie denn?" fragte ich, ohne von meiner Tasse Thee, in der ich emsig rührte, aufzublicken. Herr M. nannte hierauf einen Londoner Künstler, dessen Name mir entfallen ist.

„Die meisten Bilder hier im Schlosse, setzte er hinzu, sind Schöpfungen seines Pinsels; ich lasse ihn oft nach Ph. kommen.“

Ich fragte natürlich nicht, ob die Bilder nach der Natur gemalt worden seien.

„Lieben Sie die Gesellschaft?“ fragte Herr M.

„Ich liebe sie und liebe sie nicht, versetzte ich. Ich liebe sie, insofern ich gerne mit gebildeten guten Menschen verkehre, wohl auch mit Vergnügen bisweilen einem Gesellschaftskreise beiwohne; hingegen kann ich mir nichts Schrecklicheres vorstellen, als Tag für Tag in einem Wirbel von Zerstreuungen zu leben und aus einer Gesellschaft in die andere zu gehen.“

„Das ist Schade, ich liebe die Gesellschaft und umgebe mich gern mit lebensfrohen lustigen Menschen.“

„Geniren Sie sich nicht, es ist an mir, mich Ihrem Geschmacke zu accommodiren.“

„Glücklicher Weise bietet Ph. Reize, welche das romantischste, schwärmerischste, wie das vergnügungssüchtigste Gemüth befriedigen können. – Die schönen waldbedeckten Berge, die hohen Felsen mit ihren tiefen Schluchten, die Thäler mit ihren Wassern, die herrlichen Parks mit ihren phantastischen Parthieen werden Ihnen gewiß zusagen, und ein schönes Damen-Sattelpferd steht Ihnen auch zu Diensten.“

Ich dankte Herrn M. für seine Güte, und da das Frühstück beendet war, standen wir alle auf.

„Wie gefällt Ihnen diese Aussicht?“ fragte M., indem er eine Thür öffnete und mich aufforderte, ihm in den Salon zu folgen. Dieser, ein großes prachtvolles Zimmer, bot nach der einen Seite die Aussicht auf einen weiten Plan, wo hier und da geschmackvolle Blumenbeete und