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und nie Ernst machte, sondern sich nur immer einladen und freihalten ließ. Die Weiber waren wie besessen nach ihm, und er hätte die reichsten Partien machen können, aber die goldene Freiheit war ihm lieber … – Wie der gerade zu den Erlesenen gehörte, die der Stifter des Hauses der Friedvollen als bevorzugte Mieter benannt hatte, ist mir schleierhaft!“

Harst ruckte mit dem Kopf empor. „Was heißt das: Bevorzugte Mieter?“

Dannert sah ihn erstaunt an. „Ja, wissen Sie denn gar nicht, daß das Haus der Friedvollen eine Stiftung eines verrückten amerikanischen Millionärs ist, der vor zwei Jahren starb und …“

„Keine Ahnung“, fiel Harald ihm ins Wort. „Bitte, darüber erzählen Sie erst mal Genaueres.“

„Gern. Aber viel zu berichten gibt es da nicht. Der Millionär war ein Deutschamerikaner und hieß Albert Schwarz, verstarb auf einer Expedition nach Alaska, wo er große Ländereien aufgekauft hatte, und hinterließ ein Testament, in dem genau bestimmt war, wie und wo und in welcher Ausstattung die Stiftung, also das Haus der Friedvollen, erbaut werden solle. Außerdem enthielt das Testament verschiedene Namen derer, die als Vorzugsmieter zuerst berücksichtigt werden sollten. Wie ich zu dieser Ehre gekommen bin, auch unter den Bevorzugten aufgeführt zu sein, weiß ich nicht, und Fräulein Anni Wiek und ihre Freundin Tussy wissen es ebensowenig. Ich habe den Millionär nie gekannt und war einfach baff, als ich eines Tages, im Herbst des Vorjahres, ein Schreiben erhielt, ob ich die Wohnung nehmen würde, die ja fabelhaft billig ist – pro Monat nur dreißig Mark –, also geschenkt bei dem Komfort: Telephon gratis, Beleuchtung gratis, Heizung gratis und Warmwasser, wogegen man nur die Verpflichtung hatte, die bereits montierten Beleuchtungskörper nicht auszuwechseln

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)