Seite:Der Bluffer.pdf/36

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Ob er getippt war!!“ Gustav Motz feixte schlau. „Ich weiß auch, von wem, Herr Harst!!“

„Ich auch“, meinte Harald lächelnd. „Von Fräulein Grütts Schreibmaschine stammte der Zettel, ob von ihr selbst, bleibt abzuwarten.“

„Herr im Himmel, Sie sind wirklich ein Hexenmeister!“

„Im Gegenteil, ich bin ein sehr harmloser Mensch, der seinen Kopf allerdings nicht nur zum Hutaufsetzen benutzt. Wie bekamen Sie es heraus, daß gerade die Schreibmaschine in Frage kommt?“

„Weil ich sie mir mal geliehen hatte. Weil ich noch Durchschläge von dem damaligen Schreiben an das Finanzamt aufbewahrt hatte, deshalb! Ich verglich die Schrift, und da jede Maschine ihre Fehler hat, konnte ich …“

„Aber wie kamen Sie auf den Gedanken, daß gerade Fräulein Grütts Maschine zur Herstellung des Zettels gebraucht sein könnte?“

„Dja, die Grütt und die Wiek! Man soll ja nicht über seine lieben Nächsten ein absprechendes Urteil fällen, aber – aber – nun, ich muß Ihnen wohl die Wahrheit sagen. Die Mädels empfangen nachts Herrenbesuche, und noch nie sah ich einen der Herren wieder weggehen, das ist’s!!“

Was der aufgeregte Herr Motz sonst noch sprach, war ohne Bedeutung und bewies nur, daß er wohl als Papageienzüchter etwas leistete, jedoch als Menschenkenner versagte. – Wir verabschiedeten uns dann endgültig und wanderten nun auf dem beleuchteten Wege der U-Bahn-Station Krumme Lanke zu. –

Wir kannten nun alle Mieter des Hauses der Friedvollen, nur den Hauswart Emil Scheller kannten wir nicht, und der Mann schien mir am wichtigsten zu sein. – –


Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/36&oldid=- (Version vom 31.7.2018)