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Inder. „Vorwärts! Du weißt, mit wem Du es zu tun hast!“

Tokaru zitterte am ganzen Leibe.

„Sahib, ich – ich –“

„Gehorche!“ rief Harst unerbittlich.

Und auch Tokaru trank eine Tasse Mokka nebst Schlaftrunk.

„Setz’ Dich!“ verlangte Harald weiter.

Der Inder tat’s – Er wollte noch etwas sagen. Harst gebot ihm Schweigen.

Nach drei Minuten schlief Tokaru in dem Sessel dem Blonden gegenüber.

„Mein Alter, ich telephoniere von der Teestube vorn an Marlan, Davis und Britton. Sie sollen herkommen. Es hat aber keine Eile damit.“

Ich erledigte den Auftrag. Der Chinese Tschodri beobachtete mich, als ich am Telephon stand. Der dicke Gelbe kam herbeigeschlichen. Er hörte, wie ich Davis noch zurief: „Gut, bringen Sie den Polizeiarzt mit.“ – In dem feisten Gesicht Tschodris zeigte sich eine wachsende Unruhe. Ich beachtete ihn nicht. Er trippelte hinter mir drein. So betrat er gleich nach mir das kleine Gemach. Hier hatte Harald bereits seine Perücke und den falschen Bart entfernt und beides vor sich auf den Tisch gelegt.

Tschodri stierte sprachlos auf „Kasi“ und Tokaru.

„Nur näher heran,“ meinte Harald. „Ich möchte Dich einiges fragen, würdiger Tschodri. Mein Name ist Harald Harst, um dies vorauszuschicken. – Kennst Du jenen Mann da?“ Er deutete auf den mageren Blonden.

Tschodri nickte eifrig. Jetzt machte er durchaus nicht den Eindruck, als ob er ein böses Gewissen hätte.

„Er verkehrt viel mit Tokaru. Seit einem halben Jahr ist er häufig im Salon.“ Er meinte die Opiumhöhle. „Was ist aber mit ihm und Tokaru geschehen?“

„Oh – nichts Besonderes. Sie schlafen. Und wenn sie erwachen, werden sie wegen Raubmordes verhaftet werden.“

Der dicke Tschodri machte vor Schreck einen Satz nach rückwärts und keuchte dann:

„Haben die Schufte etwa hier bei mir jemand umgebracht?“

„Nein. Beruhige Dich. Anderswo. Du kannst jetzt gehen. Sobald die Herren von der Polizei kommen, führe sie hierher.“

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)