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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

Gutsinspektor von Bojanowo und den alten Lehrer aus dem Dorfe Swarochin.“ Er machte eine kleine Pause und fuhr dann leicht verlegen fort: „Ja – und der dritte, – ich nenne den Namen sehr ungern – ist nun leider der junge Vinzent Dembinski, Dein Vetter, Maria.“

Wieder tauschten Vater und Tochter einen schnellen Blick aus. Aber diesmal war in den Augen des jungen Mädchens ein so fester Wille zu lesen, daß Kasimir Jaworski sich nun auch mit kaum merklichem Kopfnicken in das Unvermeidliche fügte. Er sah ein, hier gab es nichts mehr zu verheimlichen, nachdem sein Schwiegersohn erst einmal auf seinen Neffen aufmerksam geworden war. Und Maria ließ ihm auch keine Zeit zu weiterem Nachdenken. Indem sie Markdorfs Hand jetzt leidenschaftlich ergriff und zwischen ihren heißen Fingern preßte, sagte sie flehenden Tones, nur von dem Wunsche beseelt, endlich ihr Herz von dieser drückenden Last zu befreien:

„Fritz, ich muß Dir ein Geständnis machen und hoffe, Du wirst mir nachher verzeihen, daß ich solange geschwiegen habe. Wisse denn – der Vater und ich, beargwöhnen Vinzent Dembinski ebenfalls schon seit längerer Zeit, wenn wir auch durch andere Gründe auf diesen Verdacht gekommen sind. Mein Vetter, der sich nach dem Tode seiner Eltern um seine kleine Besitzung gar nicht kümmerte, sich vielmehr dem Trunk und Spiel ergab und daher sehr bald in Schulden geraten war, wollte sich zu derselben Zeit, als Du hier nach Buchberg versetzt wurdest, durch eine Heirat mit mir aus all seinen Verlegenheiten heraushelfen. Daß er mit diesem Plane bei mir kein Glück hatte und auch der Vater dem leidenschaftlichen Menschen nach seiner – unverschämten Bewerbung, ein für allemal unser Haus verbot, ist wohl selbstverständlich. Trotzdem versuchte er sich mir immer wieder aufs neue zu nähern. Inzwischen hatte ich Dich kennen gelernt und fühlte auch bald, daß ich Dir nicht gleichgültig blieb. Du tanztest auf den Festen des landwirtschaftlichen und Kriegervereins, stets am meisten mit mir und ich war

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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)