Seite:Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien-Lorinser-1845.pdf/18

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Ursprung keine gleichgültige Sache ist. – Die Geburt eines Kindes war kaum vorüber, als die Mutter reichliche Dosen Branntwein empfing, die in den meisten Fällen ohne auffallenden Nachtheil vertragen wurden, in andern zu einer tödtlichen Entzündung führten, oder den Tod beschleunigen halfen. Es mag unglaublich scheinen, ist aber eine bekannte Thatsache, daß sogar Säuglinge, außer der spirituösen Muttermilch, zuweilen noch mit reinem Schnaps getränkt worden sind. Die aufwachsenden Kinder nahmen mehr oder weniger Theil an den Genüssen ihrer Eltern; der natürlichen Fröhlichkeit der Jugend mischte sich frühzeitig wilde Sinnenlust bei, und die so häufigen Tanz- und Trinkgelage waren nicht nur der nächste Weg zum sittlichen Untergang, sondern veranlaßten auch am häufigsten die Mittheilung und Verbreitung von Krankheiten der verschiedensten Art. Der Branntwein galt überdies als Universalmedicin, und selten wurde von den Landleuten ärztliche Hülfe angesprochen, wenn nicht zuvor die Hauspanacee – innerlich, äußerlich, rein oder mit andern Dingen gemischt – von den Kranken versucht worden war. Die verschiedensten Leiden wurden auf gleiche Weise curirt, und wie Viele sich durch solche Behandlung geschadet, wie Viele, besonders Kinder, bei Entzündungen, hitzigen Fiebern und Hautausschlägen, z. B. bei Scharlach und Masern, zu Grunde gegangen, dies ist vollständig Gott allein, den Aerzten nur zum Theil bekannt. Außer den Krankheiten, die der Branntwein accessorisch verschlimmert,