Seite:Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien-Lorinser-1845.pdf/25

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die Entstehung und Zunahme desselben verantwortlich zu machen. Der Umfang und die Tiefe des Schadens ist von ihr erkannt, und gründliche Untersuchungen sind deßhalb angestellt worden, besonders in den lezten Jahren, als des Königs Majestät darüber Vorschläge verlangte, wie den Nachtheilen des Branntweintrinkens zu begegnen sei. Uebrigens wird es der Regierung Niemand verdenken, wenn sie noch zu Anfang dieses Jahres sich zu der Ansicht bekannte, daß Mäßigkeits-Vereine hier nicht helfen können, weil dieselben, das Bedürfniß des gemeinen Mannes übersehend, den Genuß geistiger Getränke gänzlich auszurotten streben, und eben hierdurch ihren etwaigen Einfluß noch mehr verringern. Im Allgemeinen hatten alle bisherigen Mühen und äußern Veranstaltungen sich erfolglos gezeigt.

Nur ein außerordentlicher Hebel, eine höhere geistige Dynamik vermochte hier noch rettend zu wirken, und eine solche, man möge sie Nachahmung, Wunder, Begeisterung oder Fanatismus nennen, hat wider alles Erwarten sich in Bewegung gesetzt, und ohne verhältnißmäßige Anstrengung den Riesenfeind zu Boden geworfen. Binnen sechs Monaten hat in dem polnischen Oberschlesien das Volk sich selbst überwunden, der Monarch vernünftige, zur Sitte und Zucht zurückgekehrte Unterthanen gewonnen, und die Kirche einen eben so seltenen, als herrlichen Triumph gefeiert. – Wodurch ist ein so unverhofftes und folgenreiches Ergebniß herbeigeführt worden? Wie ist es dabei zugegangen?