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nie vergessen … Was ihr einziges Kind ihnen damals angetan, als es bei Nacht und Nebel mit dem vornehmen Russen auf und davon ging, hatten sie trotz der späteren Heirat ihrer Tochter mit dem Fürsten und trotz der gelegentlichen, zu mildem Verstehen mahnenden Worte des Generalkonsuls nur immer als Schmach und Schande betrachtet … Menschen, schlichte Menschen von pharisäerhaftem Ehrgefühl … Menschen, wie man sie in diesen Kreisen nicht oft findet …

Gertrud säuberte in der kleinen Küche das Geschirr …

Durch das Fenster konnte sie den Parkweg entlangschauen, der zur Villa führte …

Von der Villa her kam der alte Diener Johann mit schlenkernden Armen …

In der Wohnstube schimpfte Vater Deickmann auf die beiden neuen Gehilfen …

„Mutter, es sind Bummler wie das ganze Volk heutzutage,“ meinte er grollend … „Erst vor einer halben Stunde haben sie sich wieder eingefunden … Unerhört! Und der Herr Generalkonsul?! Gelacht hat er, als ich’s ihm mitteilte … Niemals spiele ich mit den Brüdern wieder Skat … Taugen nichts … Treiben sich die Nacht rum – ein Skandal!!“

Es klopfte … Johann war’s, der Diener …

„’n Tag, Deickmann … Der gnädige Herr möchte Frau Gertrud sprechen …“

Der Pförtner zog die Stirn kraus …

„Was ist denn los, Johann?!“

„Weiß nicht … Ich soll Frau Gertrud bitten, einmal in das Palmenhaus zu kommen … recht bald.“

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Stein der Wangorows. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stein_der_Wangorows.pdf/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)