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Er sprang hastig auf, in der Meinung, von einem Vorgesetzten schlafend gefunden zu sein, stolperte aus der Tür heraus, auf Spanisch einige Worte stammelnd, die eine Entschuldigung sein mochten.

Kaum war er draußen, da zwängte ich ihm den Koffeenagel zwischen die Zähne – ich fürchte, nicht allzu sanft – und befestigte diesen Knebel blitzschnell mit Hilfe meines Taschentuchs. In demselben Moment packte Langfeld ihn von hinten und band ihm mit dem Stück Bramfall die Hände auf den Rücken. Dann warfen wir ihn nieder, fesselten ihm die Füße und waren nun auch vor diesem Gesellen sicher.

Jetzt galt es, die Kajüte zu verrammeln. In der Kombüse lag ein Haufen Feuerholz. Wir suchten eine Anzahl kleiner Stücke aus und schnitten eine Handvoll Keile zurecht. Damit gingen wir achteraus, schoben den Deckel der Kampanjeluke ganz zu und stießen die Keile so in die geeigneten Spalten, daß er unbeweglich festlag. Zwischen die Kampanjetüren und das Kompaßhäuschen klemmten wir ein Plankenstück ein und packten schließlich auf die Scheileitklappen soviel der schwersten an Deck herumliegenden Gegenstände, daß nunmehr die gesamte Besatzung, vorn und achtern, unter Deck gefangen saß.

Der Schoner war unser.

Bis jetzt hatten das Gewitter und der Regen angehalten, nun hörte alles mit einem Schlage auf.

„Jetzt kommt der Wind!“ rief ich.

„Desto besser,“ entgegnete Langfeld, „wir brauchen ihn, um aus dem Creek rauszukommen. Wir wollen uns sputen, Schonersegel und Klüver zu setzen, so lange es noch still ist.“

Das geschah, und kaum waren wir damit fertig, da kriegten wir die Bö. Es war gut, daß der Schoner an so geschützter Stelle vertäut lag. Über uns heulte und brauste der Sturm in den Baumkronen, hier unten aber spürten wir nur wenig von ihm, höchstens daß das Großsegel ab und zu hin- und herschlug, dies genügte aber, die eingesperrte Besatzung zu ermuntern.

Die Männer in der Kajüte begannen heftig gegen die Kampanjetür

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/117&oldid=- (Version vom 31.7.2018)