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schwierigen, dem Erfolge auf diesem Gebiete vorgelagerten Probleme theoretischer und technischer Art ist hauptsächlich deutschen Elektroingenieuren zu danken.

Bahnen.

Daß man sich zunächst der Ausbildung des Einphasen-Kommutatormotors zuwandte, ist aus dem Bedürfnis nach einem Wechselstrommotor mit großer Regulierbarkeit und großem Anzugsmoment für elektrische Bahnen zu erklären.

Die elektrischen Bahnen waren, nachdem im Jahre 1879 Werner Siemens zum ersten Male eine solche gebaut hatte, durchweg mit Gleichstrom betrieben. Vom Jahre 1889 an verdrängten sie mehr und mehr die Pferdebahnen in den Städten. Für Fernbahnen genügte der Gleichstrom mit der bei ihm früher möglichen Spannung von nur 500 Volt nicht; man mußte zu Wechselstrom übergehen. Die ersten Bahnen dieser Art verwendeten den besser durchgebildeten Drehstrommotor. Die sehr großen Umständlichkeiten, die aus den für ihn nötigen zwei Fahrdrähten entstanden, bildeten die Haupttriebkraft zur Entwicklung des Einphasenmotors. Heute wird dieser Motor für Bahnen fast ausschließlich verwendet. Auch an der Ausbildung der Wechselstrombahnen hat die deutsche Technik hervorragenden Anteil genommen, insbesondere durch die von 1899 an im großen Maßstabe unternommenen Versuche der Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen, welcher die führenden Firmen der deutschen Technik unter Beteiligung des preußischen Fiskus angehörten.

Lampen.

Die elektrische Beleuchtung stand im Jahre 1888 noch in ihren Anfängen. Die erste praktische Bogenlampe, die sogenannte Kerze von Jablochkoff, stammt aus dem Jahre 1876, die den Urtyp der modernen Bogenlampe darstellende Differenziallampe von Hefner von Alteneck aus dem Jahre 1879. Die elektrische Glühlampe wurde im Jahre 1878 von Sawyer und Man erfunden und die erste elektrische Beleuchtungszentrale mit parallelgeschalteten Glühlampen im Jahre 1882 von Edison in Neuyork in Betrieb gesetzt. Im Jahre 1884 folgte dann die erste derartige Anlage in Deutschland, eine Blockzentrale in Berlin.

Auf dem Gebiete der Bogenlampen wurde bis gegen 1893 aller Fleiß nur auf die Verbesserung des Regulierwerks verwandt. Etwas grundsätzlich Neues schuf erst 1893 der Amerikaner Jandus, indem er den Lichtbogen luftdicht abschloß, wodurch die Brenndauer der Kohlen auf das 10- bis 20fache gesteigert wurde, leider unter starker Vergrößerung des Energieverbrauchs. Einen großen Schritt zum bessern machte der Deutsche Bremer im Jahre 1900 durch eine Lampe mit Kohlen von starkem Gehalte an Metallsalzen, deren spezifischer Verbrauch bei Gleichstrom und Wechselstrom gleichmäßig 0,2 Watt für eine Hefnerkerze und darunter betrug, gegenüber 0,5 Watt bei den bisherigen Gleichstromlampen und gegen 1 Watt bei den Wechselstromlampen. Später gelang es der deutschen Technik, solche stark metallsalzhaltigen Kohlen in luftabgeschlossener Glocke brennen zu lassen und so einen verhältnismäßig geringen Verbrauch mit langer Brenndauer zu vereinigen. Eine vorübergehende Bedeutung erlangten um 1893 die sogenannten Dreischaltungslampen von Körting & Mathiesen. Die von Aron in Berlin erfundene Quecksilberdampflampe hat wegen ihrer Armut an roten Lichtstrahlen noch nicht die erwartete Verbreitung zu gewinnen vermocht, auch nicht

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/382&oldid=- (Version vom 20.8.2021)