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Seite:DieSibyllinenGermanBlassKautzsch2.djvu/13

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199 Zuerst wird Gott den Titanen Unheil verleihen, 200 denn sie werden büßen ’den Söhnen‘ [1] des mächtigen Kronos, 201 dafür, daß sie den Kronos und ihre werte Mutter gefesselt haben. 202 Zum Zweiten werden bei den Hellenen Tyrannenherrschaften und hoffärtige 203 Könige sein, übermütig und unkeusch, 204 ehebrecherisch und in allem schlecht, und es werden die Sterblichen kein 205 Ausruhen mehr vom Kriege haben. Die Phryger werden alle ’schrecklich‘[2] zu Grunde gehen, 206 und für Troja wird an jenem Tage das Unheil kommen. 207 Alsbald wird den Persern und Assyriern das Unheil nahen 208 und ganz Ägypten und Libyen und den Aethiopern, 209 auch den Kariern und Pamphyliern, daß sie ’übel‘[3] aus ihren Sitzen vertrieben werden (?), 210 und allen Sterblichen. Was spreche ich es einzeln aus? 211Aber wenn das Erste seine Erfüllung erhalten hat, wird gleich 212 das Zweite über die Menschen kommen. Doch zu allererst will ich ausrufen, 213 ’daß‘[4] den frommen Männern Unheil nahen wird, welche um den 214 großen salomonischen Tempel wohnen und die Nachkommen gerechter 215 Männer sind. Gleichwohl will ich auch von diesen ausrufen 216 den Stamm und das Geschlecht der Väter und das Volk aller, 217 alles in kundiger Weise, du klugdenkender arglistiger Sterblicher!

218 Es ist eine Stadt .... im Lande ’Ur der Chaldäer‘[5], 219 aus welcher das Geschlecht der gerechtesten Menschen ist, 220 die immerdar guten Rats und edler Thaten gedenken. 221 Denn nicht sinnen sie über den Lauf der Sonnenscheibe oder des Monds, 222 noch über die ungeheuren Dinge unter der Erde, 223 noch über die Tiefe des funkelnden Meers, des Oceans, 224 nicht über die Zeichen aus dem Niesen[6] noch über die Flugzeichen der Vogeldeuter, 225 nicht über die Wahrsager, die Zauberer, die Beschwörer, 226 nicht über die Täuschungen einfältiger Worte der Bauchredner, 227 noch auch suchen sie aus den Sternen die Orakel der Chaldäer, 228 noch treiben sie Astrologie; denn das alles ist verführend, 229 was thörichte Männer Tag für Tag aufspüren, 230 ihren Geist abmüdend zu keiner nützlichen Wirkung, 231 und sie haben die elenden Menschen Irrsal gelehrt, 232 woher viel Übel den Sterblichen auf Erden entsteht, 233 weil ’sie abgeirrt sind vom guten Weg und von gerechten Werken‘[7]. 234 Sondern sie sinnen über Gerechtigkeit und Tugend, 235 und nicht [ist] Habgier ’bei ihnen‘[8], welche tausend Übel erzeugt 236 den sterblichen Menschen, Krieg und Hunger ohne Ende. 237 Bei ihnen sind gerechte Maße auf dem Land und in den Städten; 238 nicht vollführen sie gegeneinander nächtlichen Diebstahl, 239 noch treiben sie fort die Herden von Rindern, Schafen und Ziegen, 240 noch nimmt ein Nachbar dem andern die Grenzsteine des Landes fort, 241 noch kränkt ein schwerreicher Mann den Geringeren. 242 Nicht bedrückt er Witwen, steht ihnen vielmehr bei, 243 indem er sie immerdar mit Korn, Wein und Öl unterstützt. 244 Immerdar schickt der Begüterte im Volke denen, die nichts haben 245 und in Armut leben, einen Teil von der Ernte, 246 erfüllend das Wort des großen Gottes, den gesetzmäßigen Gesang; 247 denn allen gemeinsam hat der Himmlische die Erde geschaffen.

248 Aber wenn das zwölfstämmige Volk Ägypten verlassen und ’seinen Weg‘[9] wandern wird 249 mit gottgesandten Führern, 250 mit einer Feuersäule bei Nacht wandernd, — 251 und mit einer Wolkensäule wird es ’den Tag vom Morgen‘[10] ab wandern; 252 ihm aber wird er zum Führer einen großen Mann setzen, 253 den Moses, welchen die Königin vom Sumpfe, wo


  1. Badt st. „die Söhne (werden büßen)“.
  2. Hdschr. „die schrecklichen“ (zu Phryger). Vgl. XIII, 32. 108.
  3. Alex. (Adv.); Hdschr. „schlecht vertrieben zu werden“ oder „zu vertreiben“ (Adj., zu „Übel“).
  4. Konj. (Acc. c. Infin.), statt „es wird nahen“.
  5. Lückenhafter Vers; für „Ur d. Ch.“ haben die Hdschr. eine sinnlose Korruptel. Recht wahrscheinlich ist Alex.’s Ergänzung des Verses durch Kamarina, indem der jüdische Historiker Eupolemos (um 160 v. Chr.) dies für den alten Namen von Ur ausgab.
  6. Andere LA. „aus den Zuckungen“ (eines Gliedes).
  7. Konj. für „weil guter Weg und gerechte Werke verwirrt sind“.
  8. Alex.; Hdschr. „irgendwelche“ (Habgier).
  9. Ludwich; Hdschr. „erfreulich“.
  10. Konj. für „den ganzen Morgen (Nomin.) Tag“.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Blass (Übersetzer): Die Sibyllinen. Tübingen: Mohr Siebeck, 1900, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DieSibyllinenGermanBlassKautzsch2.djvu/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)