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Dieß verkündet dir, o Heliodora,
Mein Gebieter. Selbst die Hand des Prinzen

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Schenkt er dir, wofern dem Alcoran du

Huldigen willst; allein im Fall der Weigrung
Heißt er mich, auf jenem Flügelrappen
Bis zur Gränze dich des Reichs zu führen,
Wo im Hochgebirg ein Frauenkloster

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Deines Glaubens liegt am öden Waldstrom.


Tief gekränkt erwiedert Heliodora:
Wär’ es möglich, daß der weise Harun
Eines großen Kaisers große Tochter
Fähig hielte, seinen schmählichen Vorschlag

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Eines Worts zu würdigen? Schnell zu Pferde!

Unter meinen Füßen brennt der Boden
Dieses Hauses, selbst der Flügelrappe
Scheint zu langsam meiner glühenden Sehnsucht!
Heilige Klostermauern! Schon von ferne

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Grüßt verlangend euch die erlauchte Nonne!

Hier zum letztenmale lodere meiner
Seele königlicher Stolz, ich will ihn
Bald als Büßerin im Grab versöhnen!

So die Fürstin. Eilig hebt der Mohr sie

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Auf den Sattel seines Pferds, besteigt es

Neben ihr, und peitscht es durch die Lüfte.
Aber, als er fern sich sieht von Bagdad,
Läßt er ruchlos jede Maske fallen,
Sprechend also: Schöne Heliodora!

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Für Gefangene ziemt sich nicht der Hochmut;

Drum vergieb mir, wenn ich meine Sklavin
Nenne dich! Du bist es. Solche Rosen
Nicht zu pflücken, wäre Schimpf und Thorheit;
Doch als Gatte biet’ ich dir die Hände:

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Meine Macht ist nicht gering, ich rühme
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August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/38&oldid=- (Version vom 31.7.2018)