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und Richard, der sich jetzt fortzusehnen begann, sah noch immer keine Möglichkeit, die Sonne je wiederzuschauen.

Dennoch verweigerte er standhaft sein Ehrenwort, nicht an eine Flucht zu denken, wodurch er vielleicht die Wachsamkeit seiner Wächter hätte einschläfern können. Denn bewacht oder doch begleitet wurde er stets; hauptsächlich schien man ihn von denjenigen Tauchern fernhalten zu wollen, die manchmal ebenfalls Sehnsucht nach der Sonne, das heißt, nach der Außenwelt hatten.

Eines Tages machte er wieder mit einigen Tauchern einen Ausflug auf dem Meeresgrunde, um Beeren zu sammeln. Vorher wurde stets sein Kostüm untersucht; dann hielt man es nicht mehr für nötig, ihm einen beständigen Aufpasser beizugesellen, da ein Aufstieg unmöglich war und eine Flucht seinen Tod bedeutet hätte.

Die Suchenden zerstreuten sich. Bald sah sich Richard in dem kleinen Lichtkreis, den sein Leuchtgürtel um ihn verbreitete, allein. In der Ferne schimmerte eine intensive Glühkugel als Signal, das sich die Taucher nicht verirren konnten.

Plötzlich bemerkte Richard im Bereiche seines Leuchtkreises eine ungeheure Schlange, die kerzengerade aus dem Boden in die Höhe stieg. Das heißt, daß es eine Schlange sein könne, war nur eine phantastische Annahme von ihm. Nur der Gedanke spukte noch immer in seinem Kopfe, daß er einmal einer riesenhaften Seeschlange begegnen könne.

Eine Schlange also war es nicht, was da so kerzengerade vor ihm aufstieg! Doch noch ehe er es näher erkannt hatte, blitzte ihm ein hoffnungsfreudiger Gedanke durch den Kopf. Er warf rasch einen Blick auf seinen Tiefenmesser – ja, nur achtzig Meter war er noch unter dem Wasserspiegel – und als er sich jetzt bückte, richtig, da sah er einen mächtigen Anker vor sich, der sich im Grunde festgewühlt hatte und eine straff gespannte Ankerkette, und dort oben lag ein Schiff!

Richard sah sich bereits gerettet! Er löschte den Leuchtgürtel

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Robert Kraft: Die Ansiedelung auf dem Meeresgrunde. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Ansiedelung_auf_dem_Meeresgrunde.pdf/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)