Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/105

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ich nicht behaupten will, daß dieses von Seite aller Herren Fazendeiros im ursprünglichen Plane gelegen sei. So wenig ich aber diese Behauptung aufstellen will, so wenig wollen auch meine Leser aus meiner Darstellung der kirchlichen Verhältnisse den Schluß ziehen, daß ich etwa von Religionshaß erfüllt sei oder solchen pflanzen wolle. Auf der einen Seite wollte ich zeigen, wie wenig die Geistlichen und Weltlichen in jener Gegend den Landesgesetzen nachzukommen verstehen, auf der andern Seite aber die Nothwendigkeit vor Augen stellen, daß den Katholiken wie den Protestanten auch in dieser Hinsicht geholfen werde.

Bei meiner ganzen bisherigen Darstellung hatte ich die Zeit vor der durch Herrn Dr. Heußer vorgenommenen Untersuchung im Auge; auf die bei derselben vom Chef des Hauses Vergueiro gemachten Verbesserungs-Besprechungen lege ich, wie später noch gesagt werden wird, kein großes Gewicht. Hauptsächlich schilderte ich auch die Kolonie Ybicaba. Ich mußte dies thun, weil mir diese als mein brasilianischer Aufenthaltsort am bekanntesten ist; ich durfte es auch thun, weil Ybicaba ja Musterkolonie des Halbpachtsystems sein soll und will. Ja, so stand es schon; man war aber im Begriffe, auf dem betretenen Pfade weiter zu gehen. Schon gab es, wie wir gesehen haben, Fälle, wo den Kolonisten von ihrem Kontrakte wenig mehr gehalten wurde, wo man ihnen fast keinen Verdienst, fast kein Pflanzland anwies, und in Ybicaba wurde gegen Ende des Jahres 1856, ehe man von der Untersuchung noch Etwas wußte, schon ziemlich laut gesagt, daß die von nun an einrückenden Kolonisten einen ganz andern Kontrakt, als den zu Haus unterzeichneten, annehmen und unterschreiben müssen, einen Kontrakt, nach welchem ihnen gar kein Kaffee und kein Pflanzland gegeben worden wäre, nach welchem sie Tag für Tag der Fazenda für einen Taglohn von ½ Milreis (Fr. 1.40 Rp.) arbeiten und dann alle Lebensmittel, Kleider, Werkzeuge u. s. w. dort hätten fassen müssen. Die Verwaltung hat zur selben Zeit verlauten lassen, daß es auch für die ältern Kolonisten besser