Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/170

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Fast in allen umliegenden Kolonieen hatten die Kolonisten auch schon früher einsehen gelernt, daß sie übervortheilt werden; sie fühlten sich aber zu schwach, um gegen ihre mächtigen Herren auftreten zu dürfen. Sie wagten dieses um so weniger, als sie ja aus einem Beispiele wußten, daß, wenn Kolonisten auch mit dem klarsten Rechte vor das zuständige Schiedsgericht treten, diese nicht nur Nichts gewinnen, sondern noch weiter zurückkommen, als sie es vorher waren.

Als nun die Kolonisten dieser umliegenden Kolonieen vernahmen, was für Schritte wir in Ybicaba gethan haben, und was unser Vorhaben sei, schloßen sie sich an uns an, und es kamen viele Abordnungen, Briefe, Klagen und Aufforderungen, daß wir die zu erwartende Untersuchungskommission auch zu ihnen senden, derselben ihre Klagen schon zum Voraus mittheilen, namentlich aber unser Vorhaben nicht aufgeben und uns nicht etwa mit dem Hause Vergueiro abfinden möchten; denn dadurch würden sie, bemerkten sie ganz richtig, übergangen und in noch drückendere Verhältnisse versetzt werden, als sie es schon seien. Abordnungen mit solchen Vorstellungen, Petitionen etc., rückten oft in Menge ein, so daß mein Wohnzimmer zuweilen fast einem Stadtbüreau gleich sah. Sie waren die Stellvertreter von 192 Kolonisten und deren Familien, die auf 14 Kolonieen[1] der Provinz St. Paulo wohnten und die sich an uns 93 Kolonisten von Ybicaba, [2] meist Familienväter, entweder förmlich angeschlossen oder doch um eine Untersuchung und um Hilfe gebeten hatten. Diese Abordnungen gaben freilich der Kolonie


  1. Es gibt in der Provinz St. Paulo noch andere Kolonieen, die aber zu ferne von Ybicaba lagen, als daß ihre Bewohner nur Etwas von uns wissen, viel weniger daß sie mit uns in Verbindung treten konnten. Erst auf meiner Heimreise in Rio de Janeiro bekam ich Kunde von solchen, bekam aber auch davon Kunde, daß sie ähnlich behandelt werden, wie wir auf den hintern Kolonieen; sie bedürfen also auch der Hilfe eben so sehr wie die andern Kolonisten.
  2. Zuerst wurde unser Abkommniß von 46 Männern unterzeichnet; am 24. Dezember trug es 85 Unterschriften, und bis zum Beginne der Untersuchung waren wir unser 93 Unterzeichner von Ybicaba, unter welchen sich auch Herr Joh. Christoph Salutz von Limeira befand.