Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/19

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geforderten Orte anzündet, wodurch ein wahrer Feuersee entsteht, dessen Knastern weithin gehört wird, und dessen Rauch die Sonne verdeckt. Nach diesem Brennen wird an dem fraglichen Pflanzlande vor der Bepflanzung desselben wenig Anderes mehr gearbeitet, als daß man allenfalls noch daliegendes, leicht bewegliches Gehölz ein wenig auf Haufen wirft, wobei aber Stöcke, dicke und dünne nicht verbrannte Stämme da stehen und liegen gelassen werden, wo sie sich befinden, so daß man in einem solchen Pflanzfeld oft genöthigt ist, entweder Umwege zu machen, oder aber mit Händen und Füßen über solche Gegenstände hinzuklettern. In den folgenden Jahren wird, wenn nicht schon junger Kaffee in das betreffende Stück gesetzt worden ist, das von einer Pflanzzeit bis zur andern aufgewachsene Gehölz wieder mit der Phosse niedergeschlagen und dann verbrannt. Befindet sich aber junger Kaffee darin, so muß das Gras und Gehölz, welches eine bedeutende Größe erhalten hat, mit der Hacke niedergemacht und ein wenig auf die Seite gezogen werden. Dieses ist gewöhnlich auf den Kolonieen der Fall; die Brasilianer hingegen setzen auf ihren Sitien (Landgütern) selten Kaffee in das Pflanzland; sie können deßhalb die leichtere Arbeit des Abphossens und Brennens in Anwendung bringen. Wird ein solches nicht mit Kaffee besetztes Pflanzland nach 5, 6–8 jähriger Benutzung müde und trägt nicht mehr recht Frucht, so läßt es der Brasilianer liegen und verschafft sich aus seinen großen Wäldern auf oben beschriebene Weise eine andere Strecke Pflanzland, welcher Wechsel aber auf den Kolonieen nicht in solcher Weise eintreten kann, weil dort gewöhnlich das Pflanzland, nachdem es ein paar Jahre gereinigt und benutzt wurde, mit Kaffee bepflanzt und so der Kaffeeberg vergrößert wird. Einige Jahre von da an wird jedoch ein solches Land auch noch zur Produktion von Lebensmitteln benützt.[1]


  1. Man hat seiner Zeit vorgegeben, daß das Pflanzen in Brasilien nur eine leichte Gartenarbeit sei und keinen Pflug, sondern nur eine Hacke bedürfe. Man müßte aber wahrhaftig noch lange aufs angestrengteste an einem solchen Garten arbeiten, bis man nur einen Pflug darin gebrauchen könnte.