Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/204

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in Brasilien auch fürderhin nicht besser gegen die Kolonisten handeln würden, sind mir bereits Beweise genug zugekommen. Ein wackerer und rechtschaffener Mann, einer der zuverläßigsten ehemaligen Kolonisten und der einsichtsvollsten Beförderer meines Bestrebens, schreibt mir unter dem 10. Febr. 1858 Folgendes:

Diejenigen Kolonisten, welchen eigenes Land versprochen wurde,[1] erhielten später die Ordre, die Schulden zu bezahlen, oder Bürgen zu stellen und die Kolonie zu verlassen. Einige Familien (wenn ich nicht irre, so sind es 5), welche, weil sie entweder eigenes Reisegeld nach Brasilien hatten oder sonst von günstigen Umständen beglückt waren, mit Vergueiro abrechnen und, frei von Schulden, gehen konnten, wohin sie wollten, sind jetzt in den Mucury-Kolonieen, wohin ihnen aber nicht Vergueiro, sondern die Landsleute in Rio geholfen haben. Die übrigen 12 Familien, welche noch verschuldet sind und mithin nicht mit jenen 5 Familien ziehen, auch nicht Bürgen für ihre Schulden stellen konnten, wurden später unter militärischer Begleitung von Ybicaba nach Limeira geführt und in 2 Häuser einquartirt. Acht Tage darauf wurden ihnen durch militärische Gewalt ihre Kisten sammt deren Inhalt weggenommen, damit sie Nichts verkaufen und sich nicht weiter begeben können. „Jetzt stehen“, sagt … wörtlich, „diese Leute, zirka 60 Personen an der Zahl, als Bettler, wo Nichts zu bekommen und nur Vergueiro’sches Komplott ist, in Limeira.“

Ein solches Benehmen zeigt deutlich genug, was auf Vergueiros Versprechungen zu halten sei, und welches das Loos der Kolonisten auch in Zukunft wäre, wenn sie unter ihren Herren bleiben müßten. Nach meiner Meinung sollten also


  1. Wie oben Seite 184 bereits angedeutet, wurde am 9. März 1857 von Vergueiro das Versprechen gegeben, einer Anzahl Kolonistenfamilien an einem geeigneten Orte eigenes Land zu verschaffen. Wie ich dem erhaltenen Schreiben entnehme, haben sich dann ungefähr 17 Familien für die Uebersiedlung auf solch eigenes Land gemeldet. Anstatt daß ihnen aber das gegebene Versprechen gehalten wurde, geschah ihnen, was nun mitgetheilt wird.