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in dem äußersten malerischen Moment darzustellen gewußt. Er ist der Thierschlachtenmaler, und hier größer als – Rubens. Seine Thierkämpfe sprühen Kraft und Feuer. Die Thiergestalten werden lebendig in der genialen Zeichnung und der tiefgesättigten Farbe. Alle Eigenschaften und Leidenschaften der Thiere in Angriff und Vertheidigung, in der Angst und Wuth der Mordhetzerei setzt er mit der entschiedensten Kenntniß der thierischen Gemüthsarten und ihrer Steigerung in Scene. Seine Wölfe, Eber und Bären sind Helden der Thierwelt in dem Kampfe mit Jägern und Hunden. Sie streiten für ihre Waldfreiheit. Wir müssen für sie Partei nehmen. Wir bewundern ihren Heldenmuth und schämen uns fast des Gedankens, daß ihnen, wie so manchem Helden, erst der Lorbeer in die Pfanne nachgeworfen worden ist, um ihr Andenken schmackhafter zu machen. Snyders ist ihr Homer unter den Malern; es treten die Gleichnisse in der Iliade, welche von wilden Thieren hergenommen sind, hier als die wirkliche That hervor und der Menschenkampf als Folie oder Gleichniß zurück. Sein vorzüglichstes Gemälde dieser Art ist:

Die Schweinsjagd.

Wir sehen darin einen Ajax der wilden Schweine, ganz so, wie ein Wildschwein sein muß: frech, wild und dummkühn in seinem harzgesteiften Borstenpanzer mit dem hauenden Schwertzahn im Kampfe mit Jägern

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/110&oldid=- (Version vom 31.7.2018)